Epiktet

 

 

Epiktetos, griechischer Philosoph (um 50 - 138 n. Chr.). Nach Neros Tod als Sklave freigelassen, habe er in Nikopolis eine Philosophenschule der Stoa gegründet, heißt es. Die Texte seien sämtlichst nicht direkt von ihm, sondern Aufzeichnungen seines Schülers Arrian.

Nikopolis - damals eine Römische Stadt - im Nordwesten Griechenlands
Nikopolis - damals eine Römische Stadt - im Nordwesten Griechenlands

 

 

 

 

Freude an den Dingen

 

 

Weise ist der Mensch, der Dingen

nicht nachtrauert, die er nicht besitzt,

sondern sich der Dinge erfreut, die er hat.

 Epiktet

 

Man kann sich sogar an Dingen erfreuen, von denen andere glauben, sie in ihrem Besitz zu haben. Man kann sich über sie freuen, einfach weil sie da sind, weil sie existieren. Wer sie gerade sein „Eigentum“ nennt, ist doch ganz egal. Derjenige hat es halt auf sich genommen, sich um sie zu kümmern das ist alles.

 

 

 

 

Das Göttliche

 

 

Wohin ich auch gehe, es gibt überall eine Sonne, einen Mond, Gestirne, Träume für den Schlaf, Vögel und die Allgegenwart Gottes.“ 

– Epiktet

Nicht und, sondern nämlich.

 

Was ist es denn anderes als das Göttliche selbst, was sich in der Sonne ausdrückt, im Mond, in den Gestirnen, in den Träumen, in den Vögeln, im Feuer, im Wind, im Wasser, also in jeder Ecke der Erde?

 

Anders gefragt: In welchem Winkel der Existenz sollte es denn nicht sein, das was wir Gott oder das Göttliche nennen?

 

Wohin ich gehe..,

Gott ist schon da.

 

Das meint allgegenwärtig.

 

 

 

 

Zitate des Epiktet

 ...sortiert  

  

Alles, was als das Beste dir erscheint, 

sei dir ein unverbrüchliches Gesetz!

 

"Alles was der Natur gemäß geschieht, geschieht richtig."

 

  1. Anderen an seinem Unglück die Schuld geben, ist ein Zeichen von Dummheit.
  2. Sich selbst die Schuld geben, ist der erste Schritt zur Einsicht.
  3. Weder anderen noch sich selbst die Schuld geben, ist ein Zeichen von Weisheit.


"Angesichts jeden Wunsches muß man sich die Frage stellen: Welchen Vorteil bringt es, ihn sich nicht zu erfüllen?"

Bedenke, dass du nur der Schauspieler bist
in einem Stück, das der Direktor bestimmt.

 

Bedenke, was du bist: Vor allem ein Mensch, das bedeutet ein Wesen, das keine wesentlichere Aufgabe hat als seinen freien Willen.

Begehre nicht, daß die Sachen in der Welt gehen, wie du es willst, sondern wünsche vielmehr, daß alles was geschieht, so geschehe, wie es geschieht, dann wirst du glücklich sein.

 

Beginnst du irgendein "Werk, so bedenke genau, von welcher Art es sei. Willst du baden gehen, so erwäge zuvor bei dir selbst, was sich alles im Bade zu ereignen pflegt: daß einige sich vordrängen, andere ungestüm hineinstürzen, einige schimpfen, andere stehlen. Daher wirst du mit größerer Sicherheit die Sache unternehmen, wenn du dir von vorneherein sagst: "Ich will baden und dabei meine durch die Vernunft gefaßten Entschlüsse behaupten." So verfahre bei jedem Werke. Dann hast du, wenn sich während des Badens irgend etwas Hinderndes ereignet, sogleich den Gedanken bei der Hand: "Nicht bloß dieses (baden zum Beispiel) wollte ich, sondern auch meinen freien Willen und Charakter bewahren. Ich würde ihn aber nicht behaupten, wenn ich über das, was hier vorgeht, ungehalten sein wollte."

Bei allen erfreulichen, mißlichen und daher von dir geliebten Dingen unterlaß nie, dir klarzumachen, wie sie beschaffen sind, und fange hierbei beim Unbedeutendsten an. Siehst du einen Krug, so sage dir, daß du einen Krug siehst. Dann wirst du nicht in Unruhe geraten, wenn er bricht. Umarmst du dein Kind oder dein "Weib, so sage dir, daß du einen Menschen küssest, so wirst du nicht außer dir geraten, wenn er stirbt.

 

Bei der Mahlzeit bedenke: Du bewirtest zwei Gäste, deinen Leib und deine Seele; und was du dem Leibe bietest, wirst du bald wieder von dir geben; was du der Seele bietest, behältst du für immer!

Bei einem Gastmahl sprich nicht davon, wie man essen soll, sondern iss, wie man soll.


Bei jedem Menschen ist der Körper ein Maß für den Umfang seines materiellen Besitzes wie der Fuß für den Schuh. Wenn du dich von diesem Prinzip leiten läßt, dann wirst du das richtige Maß einhalten. Wenn du es aber überschreitest, dann wirst du eines Tages unweigerlich in den Abgrund stürzen. Es ist wie beim Schuh: Wenn du einmal den Fuß als natürliches Maß überschritten hast, dann bekommst du zuerst einen vergoldeten, dann einen purpurnen und schließlich einen gestickten Schuh. Denn wenn du erst einmal das Maß überschritten hast, dann gibt es keine Grenze mehr.

 

Bei jeder Tat prüfe ihre Voraussetzungen und Folgen, und geh erst dann an sie heran. Wenn du das nicht tust, wirst du dich anfangs mit Begeisterung auf die Sache werfen, da du ja nicht an ihre Folgen gedacht hast; wenn später aber irgendwelche Schwierigkeiten auftreten, dann wirst du aufgeben und Schimpf und Schande ernten.

Benimm dich im Leben wie bei einem Gastmahl. Eine Speise wird herumgetragen und gelangt zu dir: Du langst dir zu und nimmst mit Anstand davon. Sie wird vorübergetragen: Du hältst sie nicht zurück. Sie ist noch nicht an dich gekommen: Du unterdrückst dein Verlangen und wartest ruhig, bis sie an dich kommt. So mache es deinen Kindern, deinem Weibe, Ehrenstellen und Reichtümern gegenüber, und du wirst ein Tischgenosse der Götter sein.

 

Beschimpfe und tadle auf jeden Fall nicht diejenigen, die sich dem Geschlechtsgenuß hingeben. Erzähle auch nicht überall, daß du dies nicht tust.

 

Besser ist es, an eines einzigen freien Menschen Seite zu leben und furchtlos und frei zu sein, als mit vielen andern sklavisch zu leben.

Bleibe deinen Vorsätzen wie gewöhnlichen Gesetzen treu - in der Überzeugung, dass du eine gottlose Tat begehst, wenn du sie mißachtest.

 

Das Kleinlichste auf Erden ist Habsucht, Vergnügungssucht und Großsprecherei, – das Größte: Großmut, Sanftmut, Wohltätigkeit.

Das Verhalten und das Kennzeichen des Ungebildeten ist, keinen Nuten oder Schaden von sich selber zu erwarten, sondern alles von außen.

Deine Aufgabe ist, die Rolle, die dir zuerteilt wurde, gut zu spielen; die Auswahl der Rolle steht einem andern zu.

 

Dem Spieler eines Stückes gleichst du: Erwählt dich dein Meister zum Bettelmann, so spiele den Bettelmann natürlich. Ebenso, wenn er dich zum Hinkenden, zum Fürsten, zum Privatmann wählt. Denn auf dir liegt es, die aufgegebene Person gut zu spielen; sie zu erlesen, ist eines anderen. (B)

Den Tod, wie die Sonne, kann man nicht mit festen Blicken ansehen

 

Der erste und notwendigste Bereich der Philosophie umfaßt die Anwendung ihrer Lehren.

 

Der Mensch: Eine Seele, beschwert mit einem toten Körper.

 

Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht.

Der Schaden eines jeden Wesens besteht in dem, was wider die Natur geht.

 

Der Tod ist ein Übergang aus dem, was ist, nicht in das Nichts, sondern in das jetzt noch nicht Bestehende … so werde ich sein, aber als etwas anderes, dessen die Weltordnung nun bedürfen wird. Du wurdest ja auch nicht geboren, als du wolltest, sondern als die Weltordnung es so erforderte.

 

Der Tod ist nichts Schreckliches;

nur die fürchterliche Vorstellung

vom Tode...  macht ihn furchtbar.

 
Der Weg zum Glück besteht darin, 

sich um nichts zu sorgen, was sich

unserem Einfluss entzieht.

Der Weise aber findet niemanden
schuldig, weder sich noch andere.

 

Die Enthaltsamkeit lädt ein zum einfachen Leben und zum Erwerb wahrer Güter, der Reichtum aber verführt zum Luxus und zieht von der Enthaltsamkeit ab. Demnach ist es schwer, reich zu sein und doch enthaltsam.

Die Materialien sind mittelmäßig, aber was wir daraus machen, ist keine Sache von Mittelmäßigkeit.

 

Die ganze Philosophie liegt in zwei Worten: ertrage und entsage.

Die Liebe zu den Menschen
ist Pflicht, sind wir doch alle
...Kinder des selben Gottes!

 

Diese Gedanken dürfen dich nicht quälen: "Ich werde ohne Ansehen leben und nirgends etwas gelten." Falls das Fehlen von Ansehen wirklich ein Unglück ist: Du kannst doch nicht durch einen anderen im Unglück oder in Schande leben. Hängt es etwa von dir ab, ein Amt zu bekommen oder zu einem Gastmahl eingeladen zu werden? Keineswegs. Wieso ist dies dann noch als Fehlen von Ansehen zu verstehen?

Drei Reben trägt der Weinstock: die eine bringt die Lust, die andere den Rausch, die dritte die Freveltat.

 

Durch den blendend weißen Anstrich seines Hauses die Bewunderung auf sich ziehen zu wollen, verrät nicht den rechten Sinn für Schönheit; seinen Charakter aber mit Biedersinn und Gemeinsinn zu schmücken, das verrät Sinn für das Schöne und zugleich Menschenliebe.

 

Die Wahrheit siegt durch sich selbst.

Eine Lüge braucht stets einen Komplizen.

 

Die Wahrheit siegt in und durch sich selbst;

die Meinung nur in anderen.

Du kannst unbesiegbar sein, 
wenn du

dich nie auf einen Wettstreit einlässt,

dessen Sieg nicht in deiner Macht liegt.

Einem Arzt, der nichts verschreibt, zürnen die Kranken und glauben, sie seien von ihm aufgegeben.

Einen Zustand, den du nicht erleiden willst, rufe auch nicht bei anderen hervor. Lässest du dich von Sklaven bedienen, so wirst du selbst sklavisch erscheinen. Wie Laster und Tugend nichts gemein haben, also auch nicht Freiheit und Sklaverei.

 

Eine Schande ist's, wenn ein Richter von einem anderen gerichtet werden muß.

Eins von beiden musst du wählen: entweder bei deinen alten Freunden ebenso beliebt sein wie früher, indem du ebenso bist wie früher, oder, falls du über deinen früheren Standpunkt hinausgeschritten bist, auf deine früheren Beziehungen zu verzichten.

 

Ermahnen ist besser als schelten. Jenes ist sanft und freundlich, dieses hart und rücksichtslos. Jenes sucht die Fehler zu bessern, dieses nur zu überführen.

Es ist ebenso schwierig für die Reichen, Weisheit zu
erlangen, wie für die Weisen, Reichtum zu erlangen.

 

Es ist eine Frage, welches schwerer ist, zu denken oder nicht zu denken. Der Mensch denkt aus Trieb, und wer weiß nicht, wie schwer es ist, einen Trieb zu unterdrücken. Die kleinen Geister verdienen also wirklich die Verachtung nicht, mit der man (ihnen) nun in allen Landen zu begegnen anfängt.

Es ist deine Aufgabe,

die erhaltene Rolle

gut durchzuführen.

Die Rolle auszuwählen...

kommt einem anderen zu.

 

Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen,

sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen.

Es verrät geistige Armut, sich dauernd mit dem Körper zu beschäftigen, zum Beispiel zu viel Sport zu betreiben, zu viel zu essen, zu viel zu trinken, zu oft seine Notdurft zu verrichten und seinem Sexualtrieb freien Lauf zu lassen.

 

Für einen Menschen ist es unmöglich, das

zu erlernen, was er bereits zu wissen meint.

 

Gleich wie die Sonne, damit sie aufgehe, nicht auf Gebet oder Beschwörung harrt, sondern einfach scheinet und wird von den Menschen mit Freuden empfangen: also sollst auch du nicht auf Beifall, Anklopfen und Lob warten, damit du Wohltaten erzeigest. Tue sie freiwillig, so wirst du auch wie die Sonne geliebt.

 

Habe täglich den Tod vor Augen; das wird dich vor kleinlichen Gedanken und vor maßlosen Begierden bewahren.

Halt ein und halt aus!

Hast du zur Besinnung Frist gewonnen,

so wirst du leicht dein Meister sein.

Hat man einen verkommenen Freund, so muß man, wenn man engen Umgang mit ihm pflegt, ebenso verkommen, auch wenn man selbst unverdorben ist.

 

Im Glück ist’s gar leicht einen Freund zu finden, im Unglück gar schwer.

In geschlechtlicher Hinsicht übe vor der Ehe größtmögliche Zurückhaltung. Wenn du dich dennoch darauf einläßt, so bleibe im Rahmen des gesetzlich Erlaubten.

Jedes Ding hat zwei Henkel. An dem einen kann man es anfassen, an dem anderen nicht. Wenn dir dein Bruder Unrecht tut, dann packe ihn nicht bei seinem Unrecht – denn an diesem Henkel läßt er sich nicht anfassen –, sondern lieber an dem anderen Henkel, der besagt, daß er dein Bruder ist und mit dir aufwuchs; dann wirst du ihn dort packen, wo er sich fassen läßt.

Je seltener das Angenehme, desto größer die Lust.

Kein Mensch soll glauben, daß ihn jemand liebt, wenn er niemand liebt.

 

Kein Verständiger soll sich einem Amte entziehen. Denn einmal ist es gottlos, sich loszumachen von der Aufgabe, den Bedürftigen zu helfen, sodann ist’s auch unedel, den Schlechteren Platz zu machen. Denn es ist ja verkehrt, lieber schlecht regiert werden wollen als gut regieren.

Kritisiere dein Ich, aber verzweifle nicht daran.

Leide und meide!

Manches steht in unserer Macht, manches nicht. In unserer Macht steht das Denken, das Handeln, das Verlangen, das Meiden – dies sind also alle Dinge in uns. Nicht in unserer Macht gegeben sind Körper, Besitz, Ansehen und Würden – also alle außer uns. Was nun in unserer Hand liegt, ist seiner Natur nach frei, es kann von niemandem behindert oder gehemmt werden, was aber nicht in unserer Hand liegt, ist schwankend, gefährdet und fremder Gewalt unterworfen.

Man darf das Schiff nicht an einen einzigen Anker und das Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden.

 

Man gehört noch zum Pöbel, so lange man immer auf andere die Schuld schiebt; man ist auf der Bahn der Weisheit, wenn man immer nur sich selber verantwortlich macht; aber der Weise findet niemanden schuldig, weder sich noch andere.

Man muß wissen, daß es für den Menschen nicht leicht ist, sich einen Grundsatz zu eigen zu machen, wenn er nicht Tag für Tag dasselbe spricht hört und zugleich dementsprechend handelt.

Mit Würde leben und mit Aufwand leben ist nicht das nämliche. Ersteres wird durch Enthaltsamkeit, Genügsamkeit, durch geordnetes Wesen und durch Wohlverhalten, sowie durch Einfachheit erzielt; letzteres erscheint im Geleit von Zuchtlosigkeit, Üppigkeit, Unordnung und Sittenlosigkeit.

Niemand ist frei,

der nicht Herr...

seiner selbst ist.

 

Nenne dich niemals einen Philosophen und sprich unter Ungebildeten auch möglichst nicht über die philosophischen Lehrsätze, sondern handle danach.

Nicht Armut schmerzt,

sondern Begehrlichkeit. 

 

Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns, sondern unsere Meinung über die Dinge."

 

Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen von den Dingen beunruhigen die Menschen. So ist z.B. der Tod nichts Schreckliches, sonst wäre er auch dem Sokrates so erschienen; sondern die Meinung von dem Tod, daß er etwas Schreckliches sei, das ist das Schreckliche. Wenn wir nun auf Hindernisse stoßen, oder beunruhigt, oder bekümmert sind, so wollen wir niemals einen andern anklagen, sondern uns selbst, das heißt: unsere eigenen Meinungen. – Sache des Unwissenden ist es, andere wegen seines Mißgeschicks anzuklagen; Sache des Anfängers in der Weisheit, sich selbst anzuklagen; Sache des Weisen, weder einen andern, noch sich selbst anzuklagen.

 

Nicht die Dinge sind positiv oder negativ, unsere Einstellungen sind es."

 

Nicht die Sprüche sind es, woran es fehlt;

die Bücher sind voll davon. Woran es fehlt,

sind Menschen, die sie anwenden. 

 

Nicht Tatsachen, sondern Meinungen über Tatsachen bestimmen das Zusammenleben.

Nicht Tod und Elend sind furchterregend,
sondern... die Furcht vor Tod und Elend.

 

Nicht vor der Meinung der Menschen schäme dich, sei auf der Hut vor der Wahrheit!

 

Prüfe dich, ob du Reichtum oder Glückseligkeit willst! Willst du nun Reichtum, so wisse, dass Reichtum weder ein Gut ist, noch durchaus in deiner Macht steht! Willst du aber Glückseligkeit, so wisse, dass sie ein Gut ist und in deiner Macht steht! Denn der Reichtum ist ein zeitweises Darlehen des Schicksals, die Glückseligkeit aber hängt vom freien Willen ab.

 

Sei dir dessen bewußt, daß dich derjenige nicht verletzen kann, der dich beschimpft oder schlägt; es ist vielmehr deine Meinung, daß diese Leute dich verletzen. Wenn dich also jemand reizt, dann wisse, daß es deine eigene Auffassung ist, die dich gereizt hat. Deshalb versuche vor allem, dich von deinem ersten Eindruck nicht hinreißen zu lassen. Denn wenn du dir Zeit zum Nachdenken nimmst, dann wirst du die Dinge leichter in den Griff bekommen.

Sei kein abhängiger Patient – heile deine eigene Seele.

 

Sei nicht feiger als die Kinder! Wenn es dir ange-

zeigt erscheint, sage: "Ich spiele nicht mehr mit."

 

Setze dir ein Muster und Vorbild, und lebe nach ihm, sowohl wenn du allein bist, als wenn du unter die Leute kommst.

So ist Krankheit wohl ein Hindernis für den Körper, nicht aber des Willens, insofern dieser sie nicht selbst dazu macht. Hinken ist ein Hindernis des Beines, nicht des Willens. Sage dir das bei allem, was sich für dich ereignet, so wirst du finden, daß die Ereignisse stets etwas anderes tun, als dich hindern.

Sollte es dir begegnen, daß du dich einmal vor dir selbst nach außen wendest und der Welt gefallen willst, so hast du deinen richtigen Zustand verloren. Begnüge dich, immer ein Philosoph zu sein, und willst du es auch jemand scheinen, so scheine es dir selbst – das ist genug.

 

„Sowenig wie ein Ziel aufgestellt wird, damit man es verfehle, sowenig hat das Übel von Natur einen Platz in der Welt.“

Stößt dem gebildeten Weisen Hindernis und Schwierigkeit auf, so sucht er die Schuld in sich.

 

Suchst du Wahrheit, so darfst du nicht einen Sieg deiner Meinung um jeden Preis suchen; hast du die Wahrheit gefunden, so hast du den Zustand erreicht, dass du nicht besiegt werden kannst.

Tod, Verbannung und alles andere, was als furchtbar gilt, halte dir täglich vor Augen, besonders aber den Tod, und du wirst niemals kleinliche Gedanken haben oder etwas übermäßig begehren.

Trachte danach, an nichts zu denken, was du für böse hältst.


Tust du etwas in der Überzeugung, daß es getan werden müsse, so scheue dich nicht, dabei gesehen zu werden, auch wenn die große Menge anders darüber denken sollte. Denn wenn du unrecht handelst, dann darfst du es überhaupt nicht tun, handelst du aber recht, was fürchtest du dich vor denen, die dich zu unrecht tadeln.

Überschreitet man das Maß, so wird das Angenehme zum Unangenehmen.

Unruhig sein heißt,

seinen Mittelpunkt suchen.

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Unter allen Geschöpfen ist keines so schön, wie ein mit Bildung geschmückter Mensch.

 

Das ist Quark!

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Unverständige befreit die Zeit von ihrem Schmerz, Verständige aber die Überlegung.

Verlange nicht, daß das, was geschieht,

so geschieht, wie du es wünschst,

sondern wünsche, daß es so geschieht,

wie es geschieht, und dein Leben wird

heiter dahinströmen.

 

Verständig ist, wer sich nicht betrübt

über das, was er nicht hat, sondern

sich freut über das, was er hat.

 

Versuche dich um Himmels Willen an kleinen Dingen; erst danach mache mit größeren weiter.

Versuche zu begreifen und daran zu denken, daß der Mensch stets danach strebt, das zu tun, was für ihn das Beste ist. Trifft er dabei das Richtige, ist es gut; irrt er aber, ist es schlecht, weil Leiden auf solche Fehler folgt. Wenn du dieses bedenkst, wird dich niemand je aus der Fassung bringen können, und du wirst nie jemanden tadeln und auch niemandes Feind sein.

 

Von allem, was existiert, hat Gott einen Teil in unsere Verfügungsgewalt gegeben, den anderen Teil nicht. In unserer Macht steht das Schönste und Wichtigste: der Gebrauch unserer Eindrücke und Vorstellungen. Denn wenn diese Möglichkeit richtig genutzt wird, bedeutet dies Freiheit, Glück, Heiterkeit, Würde, aber auch Recht, Gesetz, Selbstbeherrschung und Tüchtigkeit in jeder Form.

 

Was ist also zu tun? Das Beste aus dem zu machen, was in unserer Macht liegt, und den Rest so zu nehmen, wie es von Natur aus geschieht.

 

Was ist der Mensch? 

Ein Seelchen, das einen Leichnam mit herumschleppen muß.


Was dir das Rechte erscheint...,  lass
dir ein unverbrüchliches Gesetz sein.

 

Wende dich mutig an die Götter, die du als deine Ratgeber betrachten mögest. Und dann, wenn dir ein Rat erteilt wird, denke daran, an welche Ratgeber du dich gewandt hast und wem du den Gehorsam verweigerst, falls du nicht hörst.

Wenn alle Türen geschlossen und die Fenster verdunkelt sind, darfst du nicht glauben, allein zu sein. Denn Gott ist bei dir und dein Schutzengel. Und weshalb sollten sie Licht brauchen, um zu sehen, was du tust?

Wenn der Körper die Seele wegen erlittener Mißhandlungen verklagen wollte, würde sie sicher verurteilt werden.

Wenn dir jemand hinterbringt, daß der oder jener gehässig über dich spricht, so verteidige dich nicht, sondern antworte: Er wußte wohl die anderen Fehler nicht, die mir noch anhaften, sonst hätte er nicht bloß diese angeführt.

 

Wenn dir jemand mitteilt, dir sage jemand Böses nach, dann rechtfertige dich nicht, sondern antworte: "Er kannte wohl meine anderen Fehler nicht, denn sonst würde er nicht nur diese hier erwähnen."

 

Wenn du die Weisheit lernen willst, so mußt du auch darauf gefaßt sein, daß man dich auslachen wird und daß viele spottend zu dir sagen werden: Der kommt da plötzlich als ein Philosoph daher, warum für uns – die wir ihn doch von Jugend an kennen – die hohen Augenbrauen? Darum laß jeden Stolz beiseite, halte aber an dem, was du als das Beste erkannt hast, so fest, als ob du von Gott auf diesen Posten kommandiert seiest, und glaube, daß, wenn du fest auf demselben beharrst, die, welche dich früher verlachten, später bewundern werden. Gibst du ihnen aber nach, so werden sie dich doppelt verlachen.

Wenn du eine Rolle übernimmst, die deine Kräfte übersteigt, so gibst du dir nicht nur hierin eine Blöße, sondern versäumst auch die, die du hättest ausführen können.

 

Wenn du gut sein willst, dann nimm zuerst an, daß du schlecht bist.

Wenn du mit Wahrheit und von ganzem Herzen sagen kannst: Herr, mein Gott! führe mich, wohin du willst – nur dann machst du dich von jeder Knechtschaft los und wirst wahrhaftig frei.

Wenn uns irgendetwas Unangenehmes begegnet, oder wenn wir in eine beschwerliche Lage gelangen, da sind wir alle geneigt, darin andere oder unser Schicksal zu beschuldigen, anstatt zu bedenken, daß, wenn Äußeres, das von uns unabhängig ist, uns zur Unannehmlichkeit oder Beschwerlichkeit wird, dies zu bedeuten hat, daß in uns selbst etwas nicht in Ordnung ist.

Wer dem unausweichlichen Schicksal sich in rechter Weise fügt, der gilt als weise uns und kennt der Götter Walten.

 

Wer ermahnen will, muß vor allem auf das Ehrgefühl und den Ruf des zu Ermahnenden achten. Denn wer die Scham verlernt hat, dem ist durch Ermahnung nicht beizukommen.

 

Wie die Gans durch ihr Geschnatter, das Schaf durch sein Blöken niemanden erschreckt, so soll auch die Stimme der unvernünftigen Menge auf dich keinen Eindruck machen!

 

Wie du wohl nicht in einem großen, schöngewölbten und reichvergoldeten Schiffe fahren wolltest, um darin unterzugehen, so wünsche auch nicht in einem großen und prächtigen Hause zu wohnen, um darin den Sorgen zum Opfer zu fallen!

 

Wie es besser ist, auf knappen Sitz gezwängt sich seiner Gesundheit zu erfreuen, als auf bequemen Pfühl gelagert krank zu sein, also ist’s auch besser bei kleinem Besitz in Einschränkung wohlgemut zu sein, als trotz großen Besitzes die Heiterkeit des Gemütes zu entbehren.

Wer niemanden liebt, mache sich darauf gefaßt, von niemandem geliebt zu werden.

Wie die Schienbeine darf man auch die Hoffnung nicht zu weit ausstrecken.

Wie die Sonne nicht auf Lob und Bitten wartet, um aufzugehen, sondern eben leuchtet und von der ganzen Welt begrüßt wird, so darfst auch du weder Schmeichelei noch Beifall brauchen, um Gutes zu tun. Aus dir selbst heraus mußt du es tun: Dann wirst du wie die Sonne geliebt werden.

Wie du beim Gehen darauf achtest, daß du nicht in einen Nagel trittst oder dir den Fuß verstauchst, so nimm dich auch davor in acht, daß das leitende Prinzip in dir keinen Schaden nimmt. Und wenn wir diese Regel bei jeder Handlung einhalten, dann werden wir mit größerer Sicherheit an die Sache herangehen.

Wie du vielleicht auf einer Seereise, wenn das Schiff eine Zeit in einem Hafen vor Anker liegt, aussteigst, um Wasser zu holen, auf dem Wege dorthin eine kleine Muschel oder ein Zwiebelchen auflesen magst und dabei dennoch deine Gedanken stets auf das Schiff gerichtet haben und fortwährend zurückschauen mußt, ob nicht etwa der Steuermann rufe — und wenn er ruft, alles verlassen mußt, um nicht sonst wie die Schafe gebunden, gleich einem ungehorsamen oder entlaufenen Sklaven, in das Schiff geworfen zu werden — also magst du auch im Leben tun, wenn dir eine Frau oder ein Kindlein gegeben ist, dich daran freuen. Wenn aber der Steuermann ruft, so eile zum Schiff, verlaß alles und schaue dich nach nichts um. Doch bist du ein Greis, so entferne dich überhaupt nie mehr weit vom Schiffe, damit du nicht zurückbleibst, wenn der Steuermann ruft.

Wie ein Ziel aufgestellt wird, nicht um es zu verfehlen, so ist auch das Unglück in der Welt nicht vorhanden, um ihm auszuweichen.

 

Wie lange willst du es noch aufschieben, dich der Erfüllung höchster sittlicher Ansprüche für wert zu erachten und in keinem Fall gegen die Vernunft zu verstoßen, die die grundlegende Unterscheidung der Dinge erlaubt?

Wie lange willst du es noch aufschieben. Du hast die philosophischen Lehren empfangen, denen du zustimmen mußtest, und du hast ihnen zugestimmt. Auf was für einen Lehrer wartest du jetzt noch? Du bist kein Knabe mehr, sondern ein erwachsener Mann. Trau es dir doch endlich zu, wie ein erwachsener Mensch zu leben. Und wenn dir etwas Aufreibendes, Vergnügliches oder Ruhmloses begegnet, so denk daran: Jetzt gilt es zu kämpfen und mit dem Aufschieben ist es nun aus.

Willst du im Gespräch jemandem die Wahrheit mitteilen, so ist dabei die Hauptsache, sich nicht aufzuregen und weder ein böses noch ein beleidigendes Wort zu gebrauchen.

 

Wir müssen das, was von uns abhängt, so gut als möglich machen; das andere aber so gebrauchen, wie es uns von der Natur verliehen ist.

Wir müssen die Dinge, die in unserer Macht stehen, möglichst gut einrichten, alles andere aber so nehmen, wie es kommt.

 

Wir sollten alles

gleichermaßen vorsichtig 

wie auch zuversichtlich angehen.

 

„Wisse: wenn es dir einmal widerfährt, in den Strudel der Außenwelt gezogen zu werden, so dass du einem andern gefallen willst, dann bist du von deinen Grundsätzen abgefallen. Es muss dir deshalb in allen Verhältnissen genügen, ein Philosoph zu sein. Willst du außerdem als solcher angesehen werden, so sieh dich selbst als solchen an und sei zufrieden.“
 

Wo Vorteil ist, da ist auch Frömmigkeit.

Züchtige deine Leidenschaften, damit du nicht von ihnen gezüchtigt wirst.

 

Zuerst muß man erkennen, daß Gott existiert und für das Weltall sorgt und daß ihm keine Tat, keine Willensregung und kein Gedanke verborgen bleibt.

 

Zum Arzt und zum Freund wähle dir nicht den angenehmsten Mann, sondern den nützlichsten!

Zur Freiheit führt eine Straße: Verschmähung alles dessen, was nicht unser ist.

 

Zustand und Charakter eines Durchschnittsmenschen: Niemals erwartet er Nutzen oder Schaden von sich selbst, sondern nur von den äußeren Umständen. Zustand und Charakter eines Philosophen: Er erwartet allen Nutzen und allen Schaden von sich selbst.

 

Zweifle immer an dem, was du glaubst.

 

Zwei Gäste sind es, die du stets bewirtest: deinen Leib und deine Seele. Was du dem Leib bietest, gibst du bald wieder her. Was du aber der Seele bietest, behältst du für immer.

– Epictetus