Ludwig  Marcuse

 

 

 

 

 

Wissenschaft

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Wissenschaft steht im Dienste eines Ideals oder im Dienste einer herrschenden Gruppe.“ 

Ludwig Marcuse

 

Also entweder verantwortlicher Gebrauch zum Wohl der Allge-meinheit (incl. dem der Natur) oder Mißbrauch zum Zweck von (Geld- und Macht-) Interessen einiger weniger. Ob das eine greift, oder das andere, hängt ab von zwei Bedingungen: Von der...

 

  1. Stärke des Staates und der

  2. Geistigen Reife derer, die den Staat (entscheidend !) aus-machen.

 

Daß Verantwortung (4) und Weisheit (6) in die Wissenschaft einziehen, damit ist nicht zu rechnen (die Ausnahmen mal vernach-lässigt), also müssen solche Qualitäten von Außen kommen. Denn die speziellen Fähigkeiten der Wissenschaft liegen naturgemäß (!) nicht in den höheren Bereichen Geistiger Reife, sondern eher, sogar verstärkt in denen, wo die verantwortungsfreie  Neugierde (2) zu-hause ist.

 

Wissenschaft ist so nützlich und so

gefährlich... wie ein Küchenmesser.

 

Die Absicht des Nutzers bestimmt das Ergebnis

und die Geistige Reife bestimmt die Intention. 

 

Wenn wir tatsächlich wollen, daß die wichtigen Dinge von Leuten mit der nötigen Reife entschieden werden, müssen wir uns Modali-täten einfallen lassen, die genau das bewerkstelligen.

 

Wenn wir intelligent genug sind, schaffen wir das noch rechtzeitig.

 

Andernfalls...

bleibt uns das Beten.

 

 

 

 

Zynismus

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Zynismus kann ein Präludium echter Moral sein.“

...sagt Ludwig Marcuse

  

Ja, kann sein: Auf einer noch kindlichen Stufe (2) geistiger Reife. In einem Modus der Unklarheit seiner selbst und einer gewissen Angst davor, geradeheraus zu agieren. Das Rückgrat ist noch unausgebil-det. Aber gut, das Potenzial zu einer echten (!) Moral mag vorhan-den sein.

 

Moral und „echt“ ist eigentlich ein Widerspruch, da Moral von Außen oktroyiert wird und also nicht mit dem Wesen verschmolzen ist. „Echte“ Moral hingegen ist gar keine Moral, sondern ein hoher Geistiger Reifezustand.

 

Einwand: "Zynisch ist einer, dessen moralisches Empfinden auf Recht und Unrecht gründet."

 

Der ist nicht zynisch, der... empfindet und entscheidet moralisch.

 

Einwand: "...sondern von Verzweiflung an der Ignoranz der Umwelt."

 

Verzweiflung liegt auf der kindlichen Ebene (2) Geistiger Reife, Vertrauen und Zuversicht auf einer höheren (4). Die Akzeptanz dessen, was nicht änderbar ist, zeigt ebenfalls eine höhere Reife.

 

Einwand: "Ein hoher geistiger Reifezustand besteht aus Einsicht in die Zusammenhänge."

 

Er besteht nicht daraus :-) Ansonsten: Ja. Einsicht oder... Verstehen von komplexen Zusammenhängen setzt eine höhere Reife voraus.

 

Einwand: "Erkenntnis ist nicht gleichbedeutend mit der Akzeptanz von Unrecht."

 

Ebenfalls: Ja.

 

Einwand: "Moral ist die Vermeidung von Unrecht."

 

Moral = der  Versuch von Vermeidung

dessen, was als unmoralisch definiert wurde.

 

Einwand: "...das wird nicht von außen aufgezwungen, sondern ent-springt einer ehrlichen Gesinnung."

 

Doch:

 

Jede (!Moral ist 

von Außen aufgesetzt.

 

Wer eine Moral nicht mehr als „von Außen kommend“ sehen kann, hat sie schon längst internalisiert. Das, was du  ehrliche Gesinnung nennst, kennen die Katholiken auch als „Gewissen“.

 

Einwand: "Echte Moral" entspringt der Erkenntnis, was wirklich gut und böse ist, unabhängig von kulturellen Einflüssen."

 

Alle Moral ist ortsabhängig, kulturabhängig, zugehörigkeitsabhän-gig, religionsabhängig und von vielem anderen auch noch.

 

Weder gibt es eine unabhängige,

noch eine allgemein gültige Moral.

 

Genau genommen gibt es auch keine „echte Moral“:

 

Jede Moral ist ein außer- und vor-gesetzliches Regelwerk für die „unbewußte Masse“, egal, wie sie im Einzelnen ausgestattet ist.

 

Etwas, das „wirklich gut und böse“... gibt es nicht, denn „gut“ und “böse“ sind wesentliche Bestandteile jeder Moral. Und die Inhalte von „Gut & Böse“ können sehr verschieden sein. Sie können sich bereits auf wenigen Kilometern ändern, innerhalb weniger Stunden diametral entgegen, sogar.

 

Einwand: "Zynismus greift eine falsche Moral an, die dem Unrecht Vorschub leistet."

 

Als „gute Absicht“ mag das (selten!) zutreffen. Dennoch ist jeder Zynismus selbst ein Beleg für die Reifestufe (2) oder maximal (3). Die Ebene der Verantwortung (4) ist noch nicht erreicht. Das selbe gilt für das Angreifen. Der Kampfmodus... zeugt nicht für eine hohe Reife.

 

Bereitschaft, verstehen zu wollen

Verstehen

Konstruktive Herangehensweise

 

...bilden die Alternative zu „Angriff“.

 

Einwand: "Eure Moralvorstellungen sind offenbar wenig durchdacht."

 

Man bemüht sich, redlich...  

 

Jeder Zynismus ist ein Beleg für die Reifestufe (2) oder er erreicht in seiner Rebellion gerade mal die (3). Die Ebene der Verantwor-tung (4) kann so nicht erreicht werden. Da nutzt auch kein Darum herumreden: Was seine Reife angeht, steckt der Zyniker irgendwo zwischen dem noch Kindlichen und dem noch nicht Erwachsensein fest.

 

 

 

 

Tugend

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Einwand: "Ist sie (die Tugend) einmal erlangt worden, kann sie unter keinen Umständen mehr verloren gehen."

 

Wer immer das auch mal gesagt haben mag, es ist Blödsinn: Jede Tugend ist (wie jede Moral) von Außen oktroyiert und kann deshalb jederzeit ignoriert oder abgestreift werden.

 

Wahre Tugend“ (die dann gar keine mehr ist) wächst von innen heraus. Sie ist ein Nebenprodukt der Geistigen Reife. Diese „echte Tugend“... geht nun nicht mehr verloren.

 

Is wie beim Küken: Einmal aus dem Ei, gibt’s kein Zurück.

 

Einwand: "Die Tugend, die etwas existierendes ist..."

 

Wer ihn formuliert hat, scheut scheint´s die Unterscheidung zwi-schen Existierendem (Realem, Wirklichen) und einer Idee, einem Konstrukt.

 

Alle Tugend...

ist fromme Idee.

 

Was ja nicht ausschließt, daß Ideen zu realen Auswirkungen führen können: Das, was an Handlung aus einer Idee erwächst – einerlei, ob als „gut“ oder als „schlecht“ bewertet – ist real.

 

Tugenden sind wichtige Bausteine... jeder Moral.

 

"Wer für den Kommunismus kämpft, hat von allen Tugenden nur eine: Daß er für den Kommunismus kämpft."

– Bertolt Brecht

 

War wohl ein bißchen einfach gestrickt, dieser Bertolt?

 

Man ehre die Tugend,

wenn sie zum Glück beiträgt;

wenn nicht, gebe man ihr den Abschied.

Epikur

 

 

 

 

Zitate des Ludwig Marcuse

 

 

„Die Zeit heilt nicht alles; aber sie rückt vielleicht das Unheilbare aus dem Mittelpunkt.“

„Es wäre nicht so schlimm zu altern, wenn alle ersten Lieben in ewi-ger Jugend blühten.“

„Nur wer im Wohlstand lebt, schimpft auf ihn.“

  Ludwig Marcuse