Ezra Pound

 

 

 

 

 

Dienstvorschriften

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"Nächstenliebe findet man zum Beispiel bei Menschen, die Dienstvorschriften nicht einhalten.“

 Ezra Pound

 

Dienstvorschriften, lieber Ezra, haben – auch wenn sie gelegentlich skurril erscheinen mögen – ihren Sinn. Sie sind, wie...

 

Gesetze, Dekrete, Erlasse, Verordnungen, Bestimmungen, Richtlinien, Instruktionen, Anweisungen, usw. für eine Gemeinschaft von Menschen erdacht, die in ihrer Masse nicht den Reifegrad haben, daß sie die Dinge autonom entscheiden könnten.

 

Wir brauchen uns deswegen aber nicht über deren „Erfinder“, nicht über die Ausführenden, und auch nicht über diejenigen erheben, die sich diesem Regelwerk fügen, denn:

 

Im Prinzip... dienen die Behörden-Mitarbeiter uns allen.

 

Probleme tauchen auf, sobald das Regelkonstrukt zu eng ausgelegt wird, oder sich der Reifegrad der Menschen verändert hat. Der gedachten Ordnung nach haben die Ausführenden wenig Auslegungs- und Entscheidungs-“Spiel“-Raum.

 

Sobald ein Vorgang uns selbst betrifft, erwarten wir, daß die Ordnung  u n s  dient und nicht wir der Ordnung. Plötzlich erwarten wir Autonomie, Weisheit und Mitgefühl auf Seiten der Ausführenden. Sind wir in der Lage, die Situation sachlich zu deuten, werden wir in ihr nicht mehr erwarten, als wir bekommen.

 

Beispiel Straßenverkehrsordnung: Im Großen & Ganzen läßt es sich ganz gut mit ihr leben.

 

"Einwand: "Wahre Nächstenliebe"

 

Gibt es denn eine falsche Nächstenliebe? Kann es die geben?

 

"Einwand: "Das Prinzip Eigennutz = Gemeinnutz."

 

Das ist kein Prinzip, das ist eine Frage der Reife: Stecke ich in der Idee fest, ich sollte nur mein eigenes und das Wohl meiner Familie sehen, oder bin ich imstande, mich auch für das Wohl der Anderen zu öffnen?

 

"Einwand: "Eine ideale Zivilgesellschaft, in der es automatisch das Beste für alle bedeutet, wenn der Einzelne nur das Beste für sich anstrebt, technisch zu verwirklichen ist – und nichts anderes -, machte den Propheten Jesus von Nazareth zur berühmtesten Persönlichkeit der Welt."

 

Damit machst du den Versuch, den Mystiker Jesus auf die soziale Eben herunter zu zerren und ihn zu einem „guten Sozialarbeiter“ zu machen. 🙂

 

Der Mystiker ist nicht in der

Welt des Sozialen verwurzelt.

 

Auch dann nicht, wenn er sich gelegentlich herunter bemüht und uns ein paar Tipps gibt.

 

"Einwand: "...weil er über ein einzigartiges Wissen verfügte."

 

Vermeintliches „Wissen“ hat lediglich auf den unteren Ebenen Be-deutung, nicht in Wirklichkeit. Nur in tiefer Unbewußtheit messen wir ihm grooße Bedeutung bei.

 

Ein Mystiker ist soo einfach, daß wir es nicht für möglich halten können, deshalb dichten wir ihm so gerne die wundersamsten Dinge an.

 

"Einwand: "...Jesus als erster Denker über Gott erheben konnte."

 

Wer sich nicht kennt, wer in einem Minderwertigkeitskomplex gefangen ist, wer sich für einen Denker hält, kann sich „über andere erheben“.

 

Ein Mystiker kann das nicht. Das ist einfach nicht möglich. Und ein Mystiker ist auch kein kleines „Ich“, das denkt.

 

Wer im „denken“ verhaftet ist, kann sich natürlicherweise nichts Größeres vorstellen.

 

Und wir ziehen andere gerne auf die Ebene, die uns vertraut ist; das ist aber selten ein Nach-Oben-Helfen!

 

Bei uns stehen

Intellekt, Erinnerung

und Besitz an höchster Stelle.

 

Weitere Ebenen der Reife sind uns zumeist unbekannt.

 

Das alles ist aber für den Mystiker irrelevant. Deshalb kann er nicht verstanden werden und man versucht, ihn posthum auf die soziale Ebene – die uns allen so vertraut ist – herunter zu ziehen.

 

"Einwand: "Glaube Aberglaube Unglaube."

 

Jeder Glaube =

ein Aberglaube.

 

"Einwand: "...machte Jesus von Nazareth zur berühmtesten Persönlich-keit der Welt."

 

Weder interessiert sich ein Mystiker für Ruhm, noch ist er eine „Persönlichkeit“. Persönlichkeit, "Person" kommt von...

 

Persona = Maske.

Der Mystiker ist ein

Mann der Wahrheit. 

 

Er macht uns „nichts vor“, sondern zeigt das wahre Gesicht. Er hat nichts zu erreichen, nichts zu verbergen und deshalb auch nichts zu verteidigen. Er muß sich nicht verstellen.

 

 

 

 

Zitate des Ezra Pound

 

 

Eine einzige intelligente Bemerkung zur richtigen Zeit, kann die gesamte Karriere eines Mannes zerstören.“

 

Ein klassisches Werk ist klassisch, nicht weil es sich gewissen Regeln des Aufbaus fügt oder zu gewissen Definitionen stimmt (von denen sein Autor höchstwahrscheinlich nie gehört hat). Es ist klassisch kraft einer gewissen ewigen und nicht kleinzukriegenden Frische.

Je älter man wird, desto höher schätzt man die Kunst des konstruktiven Schweigens.

Literatur ist Sprache, die mit Sinn geladen ist. Große Literatur ist einfach Sprache, die bis zur Grenze des Möglichen mit Sinn geladen ist.

Regieren ist die Kunst, Probleme zu schaffen, mit deren Lösung man das Volk in Atem hält.

Sobald es um Dichtung geht, wollen eine Menge Leute nicht einmal zur Kenntnis nehmen, dass ihr eigenes Land nicht die ganze verfüg-bare Oberfläche des Planeten einnimmt. Die Vorstellung scheint sie irgendwie zu kränken.

Vor dem Gerichtshof der Geschichte kann man niemals genau sagen, wer verurteilt werden wird. Oft ist es der Staatsanwalt.

 

Wenn ein Mann nicht bereit ist, für seine Überzeugungen Risiken einzugehen, dann taugen entweder seine Überzeugungen oder er selbst nichts.“

Ezra Pound