Gerechtigkeit

 

 

Wenn die Gerechtigkeit untergeht, so hat es keinen Wert mehr, daß Menschen auf Erden leben.

– Immanuel Kant

 

Gerechtigkeit = ist eine substanzlose Idee. Entweder ist sie eine Klage derer, die sich „zu kurz gekommen“ fühlen, ein Ausdruck von Kurzsichtigkeit - oder Teil einer Absicht zur Manipulation anderer.

 

Der ideelle Begriff der Gerechtigkeit nährt sich teilweise von der Idee der Gleichheit.

Beide Ideen stehen auf
sehr wackeligen Füßen.

Umfassende Gleichheit

kann es nicht geben.

Gleichheit kann es nur geben durch die annähernd gleichen Vor-Bedingungen, zum Beispiel im Bereich der Vorschule, der Schule und der weiteren Aus-Bildung, denn die Menschen sind von Natur aus nicht gleich.

Allein in der von Anfang an natürlich unterschiedlichen Ausbildung des Potenzials an Verstandesaktivität und der von Person zu Person gravierend verschiedenen Konditionierung zeigt sich Vielfalt, nicht Gleichheit.

Dieses nachweisbare Faktum der Ungleichheit der Menschen muß bei der gutgemeinten Idee der Gerechtigkeit berücksichtigt werden.


Gerechtigkeit bedeute also auch, daß wir der
Ungleichheit der Menschen... gerecht werden.


Beispiel: Der in einem bestimmten Bereich überdurchschnittlich Begabte benötigt eine andere Förderung als der durchschnittlich begabte Schüler. Im engeren Sinn gesehen, ist das zwar nicht gerecht, aber richtig – weil angemessen.


Dabei müssen sowohl im überdurchschnittlichen, als auch im durchschnittlichen und unterdurchschnittlichen Segment weitere Differenzierungen und folglich auch differenzierte Unterstützung der Anlagen vorgenommen werden.


Wir müssen die Idee von der Gleichheit der Menschen fallen lassen und sie statt dessen genau so sehen, wie sie wirklich sind.


• Nicht alle haben das gleiche kognitive Vermögen
• Nicht alle haben das gleiche Einfühlungsvermögen
• Nicht alle haben das gleiche Wahrnehmungsvermögen

• . . .

 

Die Verschiedenheiten lassen sich noch lange fortsetzen.

 

Denn „Ungerechtigkeit“ (hier im wirtschaftlichen Feld gemeint) wird fälschlicherweise von der Seite der Wirkung her betrachtet: Erfolg, Ansehen, Macht, Geld....

 

Die vermeintliche Ungerechtigkeit ("Benachteiligung") ist jedoch in erster Linie eine Sache der Ursache, nämlich eine Sache von...

• Begabung,
• Impuls,
• Energie,
• Motivation,
• Konditionierung,
• Intention,
• Visionskraft,
• Ehrgeiz,
• Cleverness und
• Durchhaltevermögen.

 

Doch diese Attribute, Fähigkeiten und Möglichkeiten, sind bereits in der Familie - weiter dann auch in der Gesellschaft - nun mal „ungerecht“ verteilt.

 

Das Leben ist nicht gerecht,

aber kein Grund zum Heulen. 😉

 

 

  

 

Gerechtigkeit... als Balance

 

 

Ein Tropfen Liebe ist mehr

als ein Ozean Verstand.

 

Blaise Pascal 

 

Über „Gerechtigkeit“ kann man zwar akademisch plaudern, aber man kann sie nicht über die Vernunft „wollen“. Der vernünftige Verstand ist dazu nicht fähig. Dieser kann zwar sammeln, kann horten, kann raffen, aber... er kann nicht teilen – das ist ihm viel zu unvernünftig.

 

Es ist die Empathie, die Frequenz der Liebe, das Mitgefühl, welches uns erst im Anderen den Bruder erkennen läßt, welches erst unsere Mitmenschlichkeit zum Vorschein kommen läßt.

 

 

Grenzen der Vernunft

 

Wir dürfen von der Fähigkeit, die wir Vernunft nennen, nicht das Unmögliche erwarten, nicht etwas, das sie gar nicht leisten kann. Denn das, was wir Vernunft nennen, hat zwar ihre spezifischen Möglichkeiten, aber auch... ihre klaren Grenzen. 

 

Ob wir allerdings die Grenzen der Vernunft immer deutlich sehen können, steht auf einem anderen Blatt.

 

 

Gerechtigkeit – oder Zufriedenheit ?

 

Mal davon abgesehen, daß es für den Begriff „Gerechtigkeit“ keine Realität gibt, kann man ihn nur so lange halten, wie man den Begriff „Glück“ außen vor läßt.

 

Beispiel: Wegen eines Semesterferien-Jobs rief ich mal bei Karstadt an. Für magere DM 6,50 die Stunde konnte ich am Folgetag anfangen.

 

Waren 6,50 Deutsche Mark als Stundenlohn gerecht? Unter dem Gesichtspunkt der Gewinnmaximierung sicher nicht. Aus dem Blickwinkel der Zufriedenheit... sehr wohl. Denn der Job hatte mir in seiner Vielseitigkeit enorm viel Spaß gemacht.

 

Er bestand aus Tätigkeiten im Hauptbüro, Drucken und Falten der Tageskarten für das hauseigene Restaurant, Botengänge im Haus, zur Post und zu den Banken, aus maschinellem Frankieren (damals mit Kurbel) von zuvor einzutütenden Briefen aus sämtlichen Abteilungen, Verkauf von Theaterkarten, Monats-, Wochen-, und Einzel-Karten des örtlichen Nahverkehrs, sogar Eintrittskarten für den Zirkus und die Oper, im Erdgeschoß, incl. der abendlichen Abrechnung und noch etliches andere. Teils regelmäßig, teils nach Bedarf.

Das aushilfsweise Bestücken (Umlagern) von Ware im Lager der Lebensmittelabteilung hatte mir nicht ganz so viel Spaß gemacht. Aber das waren nur drei Tage von insgesamt drei Monaten.

 

Gutes Mittagessen für wenig Geld und später einen Kaffee & Kuchen... gab´s auch noch.

 

Die aus der Ferien-Zeit resultierenden ca. 4.500,00 DM brutto waren für mich purer Luxus, da ich die Tätigkeit als reines Vergnügen und nicht als „Arbeit“ empfunden hatte. 

 

Vom zuständigen Gewerkschaftler bekam ich am letzten Abend noch einen ordentlichen „Anschiss“, weil ich in seinen Augen, durch seine Funktionärs-Brille gesehen, etwas falsch gemacht hatte. Aber ich war nun mal mit niemandem in Konflikt. Nicht mit dem Unternehmen, nicht mit der Führung, nicht mit all den anderen Mitarbeitern und auch nicht mit mir. Und natürlich auch nicht mit ihm.

 

Die Situation war sehr irritierend, aber sie zeigte mir etwas. Für mich also... noch ein Gewinn!

 

Im Spielfilm "Batman Begins" fällt irgendwann der Satz:

 

Gerechtigkeit ist Balance.“

 

Wenn der Begriff „Gerechtigkeit“ irgend eine wirklichkeitsnahe Bedeutung haben kann, dann ist es... Balance. 

 

Balance ist hier aber  n i c h t  identisch mit "Gleichheit" - im Sinne von "gleicher Menge" von was auch immer.

 

 

 

 

gerecht <oder> richtig

 

  

Sobald Weisheit ins Spiel kommt, müssen wir zwischen „gerecht“, „gleich“ und "richtig" unterscheiden.

 

Entscheidungen aus dem kleinen Ego heraus, können einerseits nach unseren gewöhnlichen Vorstellungen zwar „gerecht“, aber gleichzeitig dennoch falsch sein. Und umgekehrt...

 

Entscheidungen im Feld der Weisheit getroffen, können einerseits als „ungerecht“ erscheinen, aber dennoch richtig sein.

 

 

Eine weise Entscheidung ist für jemanden, der sich gerade außerhalb dieses Feldes befindet, nicht vorhersehbar und sehr wahrscheinlich auch nicht verstehbar.