Tugend

 

  

Tugend = bezeichnet das Konglomerat an gewünschter, also "positiver" Aspekte einer  Moral.

 

 

Man 

ehre die Tugend, 

wenn sie zum Glück beiträgt; 

wenn nicht, gebe man ihr den Abschied. 

 

Epikur 

 

 

Tugenden = sind kein Selbstzweck. Sie haben als Hilfskonstrukt unterstützende Funktion in einer Gesellschaft mit einem hohen Anteil an Unbewußtheit - auf den Ebenen (2) und (3) der Geistigen Reife, also der geistigen Unmündigkeit.

 

Tugenden entstehen über ihren Bedarf.

 

Erst durch die Überhandnahme von Untugenden entsteht das Bedürfnis nach „günstiger Regelung“ durch Tugenden. Sie variieren in Abhängigkeit zur Zielsetzung der betreffenden (Gesellschafts-) Gruppe. 

Tugenden beruhen oft auf den Erwartungen anderer und nicht auf der eigenen Einsicht, nicht auf Frei-Willigkeit. 

 

Zum Kompendium "Tugend" zähle ich heute...

 

 Gastfreundschaft

Verantwortung

Wahrhaftigkeit

 Zuverlässigkeit
• Achtsamkeit
• Dankbarkeit

Verständnis

• Mitgefühl
• Verzeihen

 Ehrfurcht
• Toleranz

 Respekt

Demut

Pflicht

 Mut

 

Aber ab einer bestimmten Reifestufe (4) sind wir in der Lage, die Tugenden als solche abzustreifen und von uns selbst aus, also frei & willig Verantwortung zu übernehmen, wir werden gegebene Versprechen ganz selbstverständlich und von uns selbst aus halten, wir sind achtsam aus eigener Einsicht, zeigen Mitgefühl aus unserem Bedürfnis heraus, sind wohlwollend den anderen gegenüber und brauchen keine Dankbarkeit mehr heucheln: Wir sind dankbar.

 

Durch die Metamorphose der Reifung fällt

die Tugend wie eine tote Hülle von uns ab.

 

 Geistige Reife

 

 

 

 

Gesundheit der Seele

z

 

„Tugend ist die Gesundheit der Seele.“

– Ariston von Chios

 

Das ist Quatsch, Ariston. Tugend hat nichts mit der Seele zu tun. Auch nicht mit der Psyche des Menschen, sondern mit dem möglichst reibungslosen Funktionieren einer Gesellschaft.

 

Tugend = ist ein Begriff (Element) der Moral.

 

Und die Moral ist ein Konglomerat an Richtlinien, die eine Gesellschaft in der Spur halten sollen.

 

Die vermeintlichen Tugenden sollen dafür sorgen, daß der Einzelne besser funktioniert, daß er tüchtig ist und in der Gemeinschaft (zu) etwas taugt. Sie benennen wohlfeiles Verhalten.

 

Seele = benennt die Verbindung des Stofflichen zum Nicht-Stofflichen.

 

Um die brauchen wir uns nicht zu kümmern. Sie kümmert sich um uns.

 

 

 

 

Wahre Tugend

 

 

Erzeugen, doch nicht besitzen.

Wirken, doch nicht daran hängen.

Behüten, doch nicht beherrschen.

Dies nennt man: tiefgründige wahre Tugend. 

Lao-Tse

Das bedeutet:

Lao-Tse unterscheidet hier mindestens zwei Sorten von Tugenden voneinander: Tiefgründige wahre und seichte, unwahre Tugenden.

 

Er beschreibt das Verhalten eines reifen Menschen, eines spirituell ausgerichteten Menschen.

 

Nur... wer sich bereits in dieser (hohen) Reife bewegt, braucht keine Tugend mehr, er braucht nicht einmal mehr den Begriff.

 

Das Konglomerat an Tugenden wird als erzieherisches Mittel für Menschen gebraucht, die nicht von sich aus in der Lage sind, sich im engeren Sinne "tugendhaft" zu verhalten.

 

Der Tugend haftet als Begriff und als Intention Demütigendes an!

 

Wer mir eine Tugend nahebringen will, sieht nicht, daß ich von mir aus in der Lage bin, mich förderlich zu verhalten.

 

Wer mich aufgrund vermeintlich tugendhaften Verhaltens belobigt, beleidigt mich ebenfalls. Er sieht mich durch das primitive Raster einer Tugend, bewertet mich über mein Verhalten und macht mich damit klein.

 

Wir müssen sehr aufpassen, um erkennen zu können, wann wir mit unserer oft wohlgemeinten Absicht "erziehen" zu wollen, jemanden zwar unbeabsichtigt, aber dennoch tatsächlich demütigen.

 

 

  

 

Würde

 

  

"Der Tugend wohnt eine ganz eigene Würde inne."

 

― Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius

Einspruch!

 

Der Tugend wohnt keine Würde inne ―

sie ist nur ein kompliziertes Zaumzeug.

 

Ob nun freiwillig oder nicht: Sich Zaumzeug 

anlegen zu lassen, entbehrt jeglicher Würde.

 

Und dem Zaumzeug selbst... wohnt erst recht keine Würde inne.

 

Zweitens: Einer Idee, einem Konstrukt (wie dem Konglomerat an "Tugenden") - ganz gleich, ob gut oder schlecht konstruiert, wohnt so wenig "eine eigene Würde inne", wie einer Maschine eine solche innewohnt.

  

 

 

 

Geistige Unreife

 

 

"Beängstigend ist das Los menschlicher Tugenden: Entweder sie treten nie gänzlich hervor oder aber sie sind nicht von Dauer." 

 

― Anicius Manlius Torquatus Severinus Boethius

 

Sie sind eben nur eine künstliche Struktur und basieren auf einer gewissen Geistigen Unreife der Menschen. 

 

Die Tugenden sind bloß billiger Ersatz für Reife. Also werden sie auch nur dort gebraucht, wo diese fehlt.

 

 

 

 

Stützen der Gesellschaft 

z

 

"Tugend besteht nicht aus der Abwesenheit der Leidenschaften, sondern in deren Kontrolle.“

– Josh Billings

Auf den unteren Stufen der Reife bedarf es...

1. der Tugend,
2. der Moral,
3. des Gesetzes.

 

Auf den oberen Ebenen, im Feld der Bewußtheit, werden diese äußeren Hilfs-Strukturen – die Krücken für ein ungefähr reibungs-loses Funktionieren der Gesellschaft – hinfällig.

 

 

 

 

Das Gute ...im Menschen

  

 

Je weiser und besser ein Mensch ist,

umso mehr Gutes bemerkt er in den Menschen.

  

Blaise Pascal 

 

Der Mensch, den du hier skizzierst, Blaise, ist einer mit `nem hohen Level an Geistiger Reife.

 

 Geistige Reife

 

 

 

 

Auf Augenhöhe

 

 

Martina Schmitz sagt: „Daß die Menschen erst dann nachdenken wenn jemand von oben herab spricht. Aber wenn jemand auf gleicher Augenhöhe spricht... geht es unter.“

 

So ist es.

 

An jemanden aufsehen, können wir ganz gut,

auf jemanden herabsehen..., noch viel besser.

 

Aber die  gleiche Augenhöhe... ist uns noch ziemlich fremd.  

 

Camelotgold sagt in seinem BeitragWer den Menschen nicht dienen will, der versucht sie zu beherrschen.“

 

Du nennst zwei Möglichkeiten, wie Menschen in Interaktion gehen können: Dienen oder Herrschen. Es gibt aber mindestens noch eine 3. Möglichkeit: Dem Menschen mit Achtung zu begegnen.

 

Dem entspricht die Begegnung auf gleicher Augenhöhe.

 

An jemanden aufzusehen oder auf jemanden herab zu sehen, sind archaische Formen der Konflikt-Minderung, also letztlich der Arterhaltung, wie wir sie beispielsweise bei Rudel-Tieren sehen können. 

Der Instinkt ist aber nicht das Ende unserer Möglichkeiten:

 

Die Würde des Menschen

beginnt mit der Fähigkeit zur

Begegnung auf Augenhöhe.

 

Weder Dienen-, noch Herrschen-wollen zeugen von einem hohen Grad menschlicher Reife. Aber wir brauchen hier ja nicht – wie in einer Sackgasse – stecken zu bleiben, denn: Es gibt würdigere Ebenen, dem Menschen zu begegnen.

 

Und damit brauchen wir nicht erst auf einen Regierungs- oder Ordnungs-Wechsel zu warten; damit können wir jetzt sofort beginnen. 

 

 Respekt

 

 

 

 

Tätigkeit / Untätigkeit

 

 

"Tätigkeit ist eine Tugend."                  

      ...sagt Claude-Adrien Helvetius

Untätigkeit nicht minder. 😊

Totale Untätigkeit nennen wir auch... Meditation.

  

Zazen = ist Hinsetzen und Nichtstun. 

   

 

 

 

Geduld

 

 

"Geduld ist das Vertrauen, daß alles kommt, wenn die Zeit reif ist."

 

– Benjamin Disraeli