Gut & Böse

 

   

Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.

...sagt Albert Einstein

 

Lieber Albert, daß du nichts weiter zu "den Menschen" sagst, die deiner Meinung nach "böse sind" oder "das Böse" zulassen, ist etwas problematisch. Daß du aber "böse sein" und "das Böse" nicht weiter definierst...

 

Man munkelt..., du hättest dem amerikanischen Präsidenten einen Brief geschrieben mit der Bitte, den Bau der Atombombe zu forcieren. Mal vorausgesetzt, daß das stimmt: Ist das nun "böse sein" oder "das Böse" zulassen, oder... "dem Bösen" Vorschub, Unterstützung leisten?

 

Ich definiere "das Böse" hier als die „absichtsvolle Betreibung von Verletzung oder gar Tötung menschlichen Lebens“.

 

In diesem Sinne hast du dich - dem alten Denken nach - „schuldig“ gemacht.

 

Ich vermute, daß du "wertes" von "unwertem" Leben unterscheidest. Dieses alte Denken war zu allen uns bekannten Zeiten weit verbreitet; es ist die Voraussetzung für Krieg, für die Vernichtung von Menschen.

 

Müssen wir dich also "böse" nennen?

Nein.

 

Du bist ein Opfer deiner Gedanken, deines eigenen "Weltbildes", deiner Idee der Unterscheidung von "zu schützenden Menschen" und Menschen, deren Verletzung und Vernichtung man - zumindest als Kollateralschaden - in Kauf nehmen kann oder muß. Du handelst, wie es dir dein Denken vorgibt - wie jeder andere "Gute" und "Böse".

 

So ist das mit "dem Bösen": Es gibt es gar nicht. 🙂

 

Die meisten unserer Handlungen folgen unserem Denken, unserem Wertemuster und sind manchmal, in einer bestimmten Umgebung, zu einer bestimmten Zeit nützlich und hoch angesehen, in einem anderen Kontext jedoch... erfährt man für die gleiche Handlung Verachtung und Verfolgung.

 

Tötet z.B. in einem Land wie die USA ein Mann einen anderen Familienvater, erfährt er Verachtung, Wut, Aberkennung seiner Freiheitsrechte, bis hin zur Aberkennung seiner Lebensrechte. Er gilt von nun an als "böse".

 

Meldet sich der gleiche Mann beim Militär und handelt er der dortigen Struktur nach auf gleiche Weise - sogar möglicherweise öfter als ein Mal - bekommt er einen Orden, also Lob und Anerkennung. Er gilt nun als "gut", als Retter von Vaterland und Familie.

 

Entdeckt man aber nachträglich Fotos, auf denen noch ein paar weitere Details... zu sehen sind, ändert sich die Situation schon wieder und er kommt möglicherweise vor Gericht und gilt ab jetzt als "böse"

 

Gut“ und „Böse“ sind keine feststehenden Größen, sondern Zeit-, Orts-, Kultur-, Gemeinschafts- und Situations-abhängig.

 

Es gibt in diesem Zusammenhang noch eine weitere lustige Idee..., daß ich „gut“ bin und das „Böse“ außerhalb von mir wütet. 🙂 Eine weit verbreitete Idee!

 

Die "Gut-Mensch"-Idee.

 

Aber: "Homo sum, humani nihil a me alienum puto." Terenz

 

Ich bin ein Mensch,

nichts Menschliches ist mir fremd.

 

Wir alle haben alles Mensch(enmög)liche in uns enthalten.

 

Niemand ist besser

und damit wertvoller als ich

und... niemand ist wertloser, als ich.

 

Als sich Jesus am Kreuz mit seinem Nachbarn unterhielt, sprach er mit ihm, wie mit seinem Bruder, nicht wie mit einem „Bösen“.

 

Wir alle sind Brüder –

unabhängig von unserem Tun und Lassen.

  Anpassung

 

 

 

 

Das Böse 

 

   

Der Glaube an ein unnatürliches Böse ist überflüssig, denn der Mensch ist zu jeder bösen Tat allein fähig. 

...sagt Joseph Conrad

 

Das Böse“ ist bloß eine – bestenfalls nützliche – Idee, ihr fehlt jede Realität, denn ja...

 

Wir alle haben

das Potenzial zu Allem.

 

Welche Anteile unseres Gesamt-Vermögens, unseres Potenzials üblicherweise Ausdruck finden, ist teils „Anlage“-bedingt, größtenteils Konditionierungs-bedingt und obliegt nur zum kleineren Teil unserer freien Entscheidung.

 

Welche Anteile zu welchem Grad Ausdruck finden,

hängt wesentlich am Grad unserer geistigen Reife.

 

Bei einem sehr wachen, bewußten Menschen werden die nicht bewußten Anteile in weit geringerem Maße in Erscheinung treten als üblich, denn er ist frei und ungebunden.

 

Je reifer ein Mensch ist, desto „freier“ ist er

in seinen Entscheidungen - und umgekehrt.

 

Das berührt selbstverständlich auch die Frage nach der „Schuld-Fähigkeit“! Denn...

 

Niemand kann "reifer" sein, als er gerade jetzt ist.

 

In einer reiferen Gesellschaft wird man die Gemeinschaft – selbstverständlich – bestmöglich vor Angriffen auf die engere und weitere Persönlichkeit schützen, aber den „Schuld“-Begriff wird es natürlicherweise nicht (mehr) geben.

 

Noch ein Aspekt zur Thematik des „Bösen“...

 Reife

 

 

 

 

Schutz der Gemeinschaft 

 

   

  • Der  Schutz der Gemeinschaft  ist EINE Aufgabe.
  • Die Würde (je)des Menschen zu sehen und zu schützen, die ANDERE.

 

Wir benötigen weder die „Schuld“, noch die „Strafe“ als regulative Teile einer gut funktionierenden Gesellschaftsstruktur.

 

Öffentliche Abstrafung macht nicht gesellschaftsfähig!

 

Wenn wir Rehabilitation ehrlich, also  w i r k l i c h  wollen, müssen wir sie von Beginn an fördern und nicht durch Brandmarkung blockieren und obendrein in „schrägen Universitäten“ (Knast) das falsche Programm injizieren.

 

Strafe ist ein Relikt.

 

Strafe ist ein Zugeständnis

an den Emotional-Körper

der jeweiligen Gesellschaft.

 

Strafe...  ist der Obolus, den der Staat dem

unbewußten Teil der Gesellschaft entrichtet.

 

Mit der Art und Weise, wie wir diejenigen behandeln, die unsere Gesellschaftsordnung stören, zeigen wir den derzeitigen Grad der Reife unserer Gesellschaft an. 

Sicherheit

 

 

 

  

Böses tun 

 

 

Niemals tut der Mensch das Böse so vollkommen und fröhlich, als wenn er es aus religiöser Überzeugung tut.“

Blaise Pascal

 

Böses tun = Etwas tun, was einem anderen Menschen schadet oder ihm gar das Leben nimmt.

 

Wenn ich auf eigene Faust Böses tue, ahne ich zumindest vage, daß ich dafür verantwortlich sein könnte.

 

Tue ich Böses im Auftrag (Familie, Gang, Mafia...), kann ich mir einbilden, nicht wirklich verantwortlich zu sein, für mein Handeln: „Man hat es von mir verlangt!“

 

Tue ich Böses innerhalb der Befehls-Struktur des Militärs, kann ich die Verantwortung noch leichter abschieben: „Mein Tun ist Teil meines Einsatzes für Familie, Volk und Vaterland!“

 

Tue ich Böses im Namen der Religion, werde ich Böses als solches kaum noch erkennen können. „Außerdem habe ich den Segen des Höchsten – hat man mir gesagt.“ 

 

Jeder ist mein Bruder.

Ausnahmslos..., jeder.

 

Ob ich das erkennen kann, oder nicht, ob

er mich erschlägt, oder ich ihn erschieße.

 

Und ich ganz allein... bin verantwortlich für all mein Tun. Immer.

 

Krieg & Frieden

Gut & Böse  (Moral)

 

 

 

a

 

 

 Es ist kein Mensch so böse,

daß nicht etwas an ihm zu loben wäre.

 

   

    Wer hat das gesagt?

 

     A  – Martin Luther

     B  – Papst Franziskus

     C  – Mutter Theresa

     D – Albert Schweitzer 

 

 

 

 

  

 

 

Zur Suche nach dem Bösen

 

 

Adolf Eichmann bekam in der Jerusalemer Gefängnis-Zelle von einem Wärter Nabokovs Roman "Lolita" zu lesen. Er nannte es "ein sehr unerfreuliches Buch". Wahrscheinlich eine moralische Bewertung.

 

Hannah Arendt war damals im Jerusalemer Gerichtssaal auf der Suche... 

  1. nach Verstehen

  2. nach dem Bösen

  3. nach der Schuld

  4. nach Verurteilung

  5. nach Vergeltung

 

Es könnte aber sein, daß es einiges gibt, das wir nicht verstehen können – zumindest so lange nicht, wir uns an das „alte Denken“ klammern.

 

Und es könnte auch sein, daß es das „greifbare“ Böse gar nicht gibt.

Daraus folgend könnte es ebenfalls sein, daß es auch keine Schuldigkeit gibt, daß wir uns auch noch von dieser Idee verabschieden müssen.

 

Das würde dann bedeuten, daß wir mit unserer Idee von Strafe, von Vergeltung, von Rache völlig falsch liegen. Aber dabei geht es ja eh nur um unsere „Befriedigung“, denn einen weiteren Nutzen... hatte sie noch niemals.

 

Die Verurteilung (Punkt 4) hatte Hannah Arendt bekommen, sie wurde vollzogen; die Vergeltung (Punkt 5) auch. Zufrieden war die Frau Arendt aber dennoch nicht: Die Suche... 

  1. nach Verstehen,

  2. nach dem Bösen,

  3. nach der Schuld, 

die Suche nach diesen drei blieb für sie – trotz des umfangreichen Studiums auch im Gerichtsprozeß – weiterhin offen.

 

In ihrem Buch läßt sie sich oft und lange über die Denk- und Redeweise des angeklagten Mannes aus. Intellektuelle Arroganz ist dabei unüberhörbar.

 

Was wir nicht verstehen, verspotten wir gerne. Eine Art „Übersprunghandlung“, ein Ausdruck von Hilflosigkeit.

 

Wir können nicht alles von

jedem Verstand erwarten.

 

Damit befänden/befinden wir uns jenseits der sogenannten Realität. Wir müssen uns damit beschäftigen, daß es beim Menschen viele ganz unterschiedlich funktionierende Formen von Verstand gibt. Die Komposition der Verschiedenheiten erst, macht das ganze Bild.

 

Um die „Verstände“ differenzieren zu können, ihre Möglichkeiten und Grenzen erkennen zu können, dazu bedarf es der Intelligenz.

 

Wenn wir also etwas mehr als bisher verstehen wollen und wenn wir uns intelligent benehmen wollen, müssen wir die ENGE des Verstandes sehen, das Sehen akzeptieren und seine Enge überwinden wollen.

 

"Ab 1938 leitete Adolf Eichmann die Zentralstellen für jüdische Auswanderung in Wien und Prag, 1939 war er Leiter der Reichszentrale für jüdische Auswanderung in Berlin und Referatsleiter für „Judenangelegenheiten“ im Reichssicherheitshauptamt. Ab 1940 war er während des gesamten Dritten Reichs mit der „forcierten Auswanderung“ , etwa nach Madagaskar oder Nisko und den planmäßigen Deportationen in Konzentrations- und Vernichtungslagern und deren praktischer Umsetzung in ganz Europa befasst. Er besuchte das Warschauer Ghetto und verschiedene Lager, darunter das KZ Auschwitz. In den meisten der von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebiete organisierte er die Transporte. 1942 nahm er als Protokollführer an der Wannseekonferenz teil, in der über die „Endlösung“ der Judenfrage beraten wurde. Später organisierte er zwei Folgekonferenzen." (Text-Auszug: Wikipedia)

 

Ein Mann wie Edward Teller hat die Verstandeskapazität, eine Bombe zu entwickeln, die in der Lage ist, die ganze Erde zu zerstören, versagt aber kläglich, wenn er weit „einfachere“ Dinge tun soll, z.B. eine Kindergruppe betreuen.

 

Adolf Eichman und Edward Teller: Zwei etwas unterschiedlich ausgelegte Verstände.

 

Beide Männer hatten einen starken logisch funktionierenden Verstand, aber wohl nur wenig oder gar keine Fähigkeit zur Empathie.

 

Aber genau das eine, in Verbindung mit dem anderen, machte ihr Vermögen aus und bestimmte Leute mit bestimmten Absichten – in einer bestimmten zeitlichen Konstellation, stellten diese Männer wegen genau dieser Mischung aus Kompetenz und Inkompetenz ein

 

Sie waren willfährige Diener der jeweiligen Ordnung und der jeweiligen Ideologie. So wie jeder Henker, der in einem Bundesstaat eine Anstellung findet.

 

Ein guter oder starker, logisch und wissenschaftlich funktionierender Verstand liefert uns keine Aussage

über den Stand der  Geistigen Reife !

 

   Gehorsam (auch H. Arendt)

Geistige Reife