Skepsis

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Wer zu viel zweifelt, verzweifelt.“

– Unbekannt

Das ist zweifellos wahr.

Einerseits. Dennoch:

 

Der Zweifel und die etwas schwächere Form, die Skepsis, sind unverzichtbare Instrumente intelligenten Verhaltens.

 

 Zweifel

 

 

 

 

Die Skepsis lehren

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Immer, wenn du

lehrst, lehre gleichzeitig,

an dem zu zweifeln, was du lehrst.

José Ortega y Gasset

  

Denn andernfalls...

handelt es sich nicht um Anleitung zur Mündigkeit.

 

Andernfalls arbeitet der Lehrer nicht aufklärend, sondern verdummend. Andernfalls fördert er die Gläubigkeit in Bezug auf die "Experten", behindert er das autonome Denkvermögen, die Kritikfähigkeit, das Unterscheidungsvermögen, kurz: Er betreibt Intelligenz-Beschränkung.

 

Danke, José Ortega !

 

Einwand: "Der Philosoph K. Popper hat den Gedanken des Zweifels plausibler akzentuiert."

 

Mit sophistischer Argumentation (sophisteia), mit logischen Wortspielen (2) werden wir die Intention des Ortega y Gasset nicht er-kennen. Entweder wir verstehen sein Ansinnen unmittelbar – oder nicht. Ein Herr Popper wird also auch nicht gebraucht.

 

José Ortega y Gasset spricht hier auf einer hohen Ebene der Geistigen Reife. Er spricht nicht nur als Lehrer (5), sondern als Lehrer der Lehrer, als Mentor oder Supervisor. Seine Intention ist gespeist aus der Liebe (7).

 

Einwand: "Behauptung ohne Begründung."

 

Offen Sichtliches bedarf keiner Begründung. 

 

Bedeutendes kann wohl erfahren oder erkannt, aber nicht begründet werden. Liebe und Wahrheit zum Beispiel. Die Begründung als solche ist nur ein kleines Modul im logischen System. Die Logik wiederum ist in ihrer praktischen Nützlichkeit zwar unterstützend, aber nicht bedeutend. Zu Bedeutendem hat die Logik keinen Zugang.

 

Einwand: "Die innere Anschauung kennt keinen Zweifel. Liebe ist! Wahrheit ist! Leben ist! Alles ist! Basta! Das Erleben des Moments ist nicht bezweifelbar."

 

Kein Einwand. Was wahr ist, ist wahr. Solche Äußerungen haben ihren Wert aber nur in der unmittelbaren Erkenntnis! Alles andere ist bloß eine... Ansammlung von Druckerschwärze oder Bits.

 

Einwand: "Mit der Überhöhung des Zweifelns..."

 

Sprichst du aus dem geistlichen Feld, also auf der spirituellen Ebene, hast du natürlich Recht. Hier ist alles außer Zweifel. Schon Wahrheit, schon Liebe... sind außer Zweifel.

 

Wir befinden uns aber nicht nur in spirituellen Gefilden.

 

Gleichzeitig befinden wir uns in einem sozialen (Um-)Feld. Hier ist der Zweifel von großem Nutzen und großem Wert, ein Erfordernis!

 

Der Zweifel ist Grundlage der Wissenschaft.

Ohne den Zweifel sind sowohl die persönliche

als auch die geistige Emanzipation nicht möglich.

 

Und wenn José Ortega y Gasset den Lehrer dazu auffordert:

 

Immer, wenn du

lehrst, lehre gleichzeitig, 

an dem zu zweifeln, was du lehrst.

 

...plädiert er für den mündigen Menschen, nicht für den blind gläubigen, nicht für den blind Nachplappernden. Er fordert dazu auf, den Zweifel, die Kritikfähigkeit des Menschen... zu achten und zu fördern.

 

Mit dem Ziel der Mündigkeit, mit dem Ziel eines selbstbewußten Umgangs mit allen Facetten des Lebens und mit dem Ziel... der Würde des selbständigen Denkens. 

 

Im sozialen Leben hat er seinen

wichtigen Platz..., der Zweifel.

 

Einwand: "Jedenfalls hast du den POPPER - ohne es zu bemerken - sehr wohl gebraucht."

 

Nein. Von Herrn Popper & Co. wird nichts gebraucht.

 

Kein Buch, kein Satz, kein Wort, kein Punkt eines Meister POPPER wird gebraucht, um einen klaren Blick auf die aktuellen Herausforderungen werfen zu können.

 

Unnötiges Lesen behindert

unnötig das Selber-Denken. 

 

Warum wird so gerne so viel gelesen? Zur selben Zeit kannst und brauchst du keine eigene Gedanken denken, kannst/brauchst du keine eigenen Beobachtungen anstellen, findet Lernen“... nur auf einer sehr niedrigen Ebene der Intelligenz statt.

 

Intelligenter ist es also, den eigenen klaren Blick zu schärfen – unabhängig von der Bewertung anderer.

 

Was bedeuten schon die Worte Emanzipation, Würde, Freiheit, Mündigkeit... ohne die Bereitschaft, selber denken zu wollen? 

 

 

Lehrer

 

 

 

 

Verschwörungstheorien

 

 

Der Begriff "Verschwörungstheorie" ist ursprünglich (eigentlich) sachbezogen, nahezu wissenschaftlich zu nennen, klingt aber inzwischen nur noch negativ und diffamierend.

 

Zweifel ist unbedingte Voraussetzung für selbständiges Denken, für die Entfaltung von Wahrhaftigkeit, für die Ermittlungen aller möglichen Fehlentwicklungen und für die Entfaltung der Intelligenz. Allein der Wissenschaft dient der Zweifel als eines ihrer wichtigsten Instrumente. Also:

 

Immer muß Zweifel

respektiert werden!

 

Es spielt keine Rolle, wie abstrus eine Theorie klingen mag, ihr muß nachgegangen werden, bis ihre Aussage tatsächlich (!) ausgeschlossen werden kann. 

 

  

Es handelt sich hier um Theoriebildung 

zur  Aufklärung  von Sachverhalten. 

 

  

Diese Theoretiker sollten hoch geachtet werden, insbesondere die "Verschwörungstheoretiker". Sie sind es schließlich, die maßgeblich dazu beitragen, daß verdeckt gehaltene Wahrheiten ans öffentliche Licht kommen.

 

Zur Seriosität, insbesondere der wissenschaftlichen gehört allerdings, daß zwischen zweifelsfreien Tatsachen und unbewiesenen Mutmaßungen klar und deutlich unterschieden wird. 

 

Denn es geht hier nicht um Glaubensbekenntnisse!

 

Sämtliche Hypothesen müssen den tatsächlichen Zusammenhängen geopfert werden.

 

So gesehen, kommt dem Zweifel eine äußerst wichtige Funktion zu!

 

Skepsis und Zweifel sind unver-
zichtbare Diener der Wahrheit.

 

 

  

 

Skepsis & Philosophie

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Skepsis ist der erste Schritt auf dem Weg zur Philosophie.“

 

– Denis Diderot

Der Erste, vielleicht.

Aber nicht der letzte.

  

Einwand:"Philosophieren wird nach Platon/Aristoteles ausgelöst durch das „Staunen“."

 

Was Platon, Aristoteles oder Pusemuckel erkannten, sahen oder dachten und mutmaßten, ist wurscht. Die Frage geht an uns, an (je)den Menschen von heute: Wird Philosophie durch Staunen ausgelöst?

 

Philosophie geschieht, wenn wir die Niederungen der Vernunft verlassen, indem wir mal kurz aus dem logischen Denken aussteigen.

 

Darum kann der Intellektuelle auch nicht philosophieren: Er ist zu diesem Ausstieg (geistigem Aufstieg) nicht bereit. Er hat Angst. Er kann nur über philosophische Äußerungen nach...denken, denn dabei befindet er sich (vermeintlich) auf „sicherem Boden“ ("Cogito, ergo sum").

 

Der Idee, die Philosophie würde durch Staunen ausgelöst, liegt die Annahme der Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung zugrunde, so als wäre A die Quelle des Alphabets, als wäre Z die Folge von A.

 

Aber so gaanz falsch ist die Spekulation von Platon und Aristoteles nicht, denn die beiden, Philosophie und Staunen sind miteinander verwandt.

 

Beiden ist die voraussetzende Haltung, aus dem Verstand auszusteigen, vertraut. Für beide wechseln wir auf die weise Ebene (6). 

 

Einwand: "Dieses setzt voraus, dass man sich von den vertrauten Vorstellungen, Denkinhalten und Denkmustern, insbesondere den Begriffen, mit denen man den Alltag beschreibt, lossagt."

 

Nein, man muß sich von nichts lossagen. Man braucht einfach nur das Denken, den intellektuellen Verstand zu verlassen. Das ist alles.

  

Einwand: "Philosophieren heißt daher letztlich Querdenken."

 

Nein, die Philosophie – also die Weisheit – hat gar nichts mit dem „Denken“ zu tun. Weder mit Längs-, noch mit „Querdenken“. Auch nicht mit dem Im-Kreis-Denken.

 

Erst die Nachbereitung des Philosophierten ist das Fest des Verstandes, der meistens gleich noch das Philosophierte selbst für sich reklamiert.

 

Das Paradies des Verstandes ist nicht die Philosophie...,

nicht die Weisheit, sondern der Staub der Bibliotheken.