Bücher, Nirmalo

 

 

 

Lesen, Intelligenz, Nirmalo

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In den niederen, wie auch den höheren Lehranstalten wird Kindern und Jugendlichen vorrangig das Lesen, das Rezitieren, das blind glauben und das Abschreiben beigebracht, während man die Kreativität, das selbständiges Denken, die Entfaltung der eigenen Wahr-nehmung und das kritische Hinterfragen – schon durch Leistungsdruck und Benotung – effizient zu verhindern weiß.

 

Einwand: "Wenn wenigstens die Kulturschelte sich aufs Fernsehen beziehen würde, statt aufs Lesen...!"

 

Wenn wir die (größtenteils „mechanisch funktionierende“) Rezeption im Weiteren betrachten, kommt natürlich auch das Problem der optischen, bzw. die Reiz-Rezeption (bewegte Bilder) ins Blickfeld – und damit auch die Möglichkeit der Manipulation aufgrund mangelnder Bewußtheit der Zuschauenden.

 

Ja, das kommt in den Lehranstalten ebenfalls zu kurz oder kommt gar nicht vor, weil die Lehrkräfte erst einiges über die Psychologie der Manipulation in Erfahrung bringen müssen.

 

Aber Achtung: Informationen von anderen sammeln... ist nicht identisch mit In-Erfahrung-Bringen. Das sind zwei ganz verschiedene Formen von AnEIGnung !

 

Bei uns wird sinnvollerweise niemand mit bloß der theoretischen Prüfung auf den Straßenverkehr losgelassen. Das wäre fatal, aber hier weiß man ziemlich gut, daß theoretisches Lernen zwar wichtig ist, aber nur den untergeordneten Teil des Autofahren-Lernens ausmacht.

Viel lesen und nicht durchschauen

 ist viel essen und übel verdauen.

 

Deutsches Sprichwort –

LESEN macht uns
zu Wiederkäuern.

 

Das ist nicht ganz korrekt, denn die Wiederkäuer rupfen das Gras noch selbst, welches sie durchkauen und wiederkäuen.

 

1. Lesen fördert das Glauben.

 

2. Lesen fördert das Glauben an die (alleinige) Kompetenz der anderen.

3. Lesen fördert vorrangig nicht das Wissen, sondern den Glauben,

    etwas zu wissen, also den Glauben daran, bescheid zu wissen.

 

4. Lesen fördert NICHT die Weisheit.

 

„Das Lesen versieht das Leben nur mit dem Material für das Wissen, erst das Denken macht das Gelesene zu unserem Eigentum. Es genügt nicht, daß wir uns mit einer großen Ladung von Sammelgütern anfüllen, wenn wir diese nicht durchdenken, werden sie uns keine Kraft und Nahrung geben.“

– John Locke

Das wird nicht verstanden, John.

 

Es gibt Leute, die glauben an den Wert der Quantität von Informationsmaterial und nennen dieses dann Wissen, aber...

 

5. Lesen fördert NICHT die Erkenntnisfähigkeit.

 

Was du hier forderst ist Intelligentes Lesen. Aber darauf wurden wir nicht vorbereitet. Es ist weitgehend unbekannt.

 

Wer sich dennoch damit vertraut gemacht hat, ist

1. kaum noch manipulierbar, wird

2. seine Lektüre intelligent auswählen und sich

3. langsam vom Lesen und damit von den engen Weltsichten anderer, freundlich verabschieden.

 

Na gut, vielleicht noch die ein oder andere Gebrauchsanweisung 😉

 

Irgendwo auf einer Farm in Afrika.

Der Diener sieht bereits seit geraumer Zeit zu, wie seine Herrin, inzwischen schon etwas ärgerlich, sich abmüht, mit Hilfe der Gebrauchsanweisung den neuen Dosenöffner in Betrieb zu nehmen.

Nach einiger Zeit fragt der Diener zurückhaltend: "Ma´am, wenn Sie erlauben?" Er nimmt das Gerät, betrachtet es von allen Seiten und... öffnet mit ihm die Dose.

"Wie hast du denn das gemacht", fragt die Frau ganz erstaunt, "du kannst doch gar nicht lesen!"

Der Diener antwortet: „Wer nicht lesen kann, Ma´am, muß die Intelligenz benutzen.“

 

Einwand: "Platons Phaidon könnte das [die Erkenntnisfähigkeit fördern] aber durchaus."

 

Gibt es denn wenigstens eine (eigene) Erkenntnis, die du als Beleg dafür anführen könntest?

 

Einwand: "Jeder, der gute Literatur liest und sie genießend nachdenkt und nachempfindet, erwirbt sich ganz von selbst (ziran) die Fähigkeit zu erkennen."

 

Hiermit hast du die Märchenstunde eröffnet. 😃

 

Denn wenn es tatsächlich so wäre, könnten wir uns vor Erkenntnissen (besonders der Hochschulabsolventen) kaum noch retten. Und du... gäbest ein strahlendes Beispiel. 🤗

 

Nein, Erkenntnis, Weisheit, Wahrheit, Liebe, Ehrfurcht..., alles das stand und steht nicht auf den Stundenplänen. Es gibt also nur wenige Menschen, die sich in diesen Sparten nicht fremd fühlen.

 

Einwand: "...oder eigenen Fähigkeit zu Empfinden und zu denken."

 

Die Fähigkeit zu empfinden hat nichts zu tun mit der Fähigkeit, zu denken und das Denken und das Empfinden haben keine Verbindung zu der Möglichkeit, Erkenntnisse zu gewinnen.

 

Einwand: "...sei es in der Literatur, Philosophie oder Kunst..."

 

Die Philosophie, die wir kennen, ist nichts anderes als Literatur, als Belletristik: Beide Bereiche bestehen aus bedrucktem Papier. Die Kunst macht eine Ausnahme, weil es hier zusätzlich auch noch um bemalte Flächen, geformte Plastiken und bunte Töne geht.

 

Einwand: "John Locke hat übrigens auch ein Essay zur Erkenntnisfähigkeit geschrieben."

 

Den hat John Locke geschrieben. Aber was ist mit deiner Erkenntnisfähigkeit und mit deinem Essay dazu? Alle (mal angenommenen) Erkenntnisse eines John Locke nützen dir nichts. Du kommst nicht umhin, eigene zu gewinnen.

 

Hic Rhodus, hic salta!

 

Warum solltest du einen Essay über Erkenntnis von einem Engländer des 17. Jahrhunderts anpreisen, könntest du auf Grund deiner Erfahrung mit diesem Phänomen, selber einen schreiben?

 

Bei den Intellektuellen und solchen, die es gerne sein möchten, taugt das Lesen gerade mal zur Verblendung.

 

Also kann ich das Lesen nicht empfehlen!

 

Aber sehr wohl kann ich das Selberdenken, sowie das unmittelbare Wahrnehmen empfehlen und natürlich auch das 😉 Sich-offen-halten für Erkenntnisse!

 

Einwand: "...erwirbt sich ganz von selbst (ziran) die Fähigkeit zu erkennen."

 

Ziran = so-aus-sich-heraus; von-selbst-so.

 

1. Die Erkenntnisfähigkeit kann nicht erworben werden. Sie ist nicht etwas, das von Außen kommen oder durch jemanden gegeben werden könnte.

 

2. Jeder Mensch ist qua Geburt mit dieser Fähigkeit, Erkenntnisse gewinnen zu können, ausgestattet.

 

3. Prinzipiell ist es jedem Menschen möglich, sich für Erkenntnisse zu öffnen. "Prinzipiell" heißt, daß es hier ein paar, durch den konditionierten Verstand, also von uns selbst konstruierte Störungen gibt

 

4. Man wird kaum einen Menschen finden können, der noch keine Erfahrung mit Erkenntnis hatte. Das Eintreffen einer Erkenntnis wird aber gerne als Ergebnis logischen Denkens... mißverstanden.

 

5. Dennoch wird man nur vergleichsweise wenige Menschen finden können (internalisiertes Tabu), denen das Eintreffen von Erkenntnissen bewußt ist. Unsere weise Seite ist gesellschaftlich tabuisiert.

 

Tabuisiert = ist alles das, worüber man in einer Geburtstags-Kaffee-Runde nicht offen spricht..

 

Einwand: "Du bist eiskalt und ohne Herz." ...bezogen auf: „Die Fähigkeit zu empfinden hat nichts zu tun mit der Fähigkeit, zu denken und auch nicht mit der, Erkenntnisse gewinnen zu können.

 

Es ist, was ist und es ist, wie es ist. Es ist nicht meine Erfindung.

 

Würdest du einem Chirurgen, der sachlich konzentriert an deiner Wirbelsäule operiert, vorwerfen: Du bist eiskalt und ohne Herz“ ?

 

Wer etwas klar sehen will, darf sich nicht durch Empfindungen (welcher Art auch immer) auslenken lassen.

 

Wahrheit ist nüchtern. Emotionen haben hier nichts verloren.

 

Verstand, Körperempfindung, Emotion sind auf der Horizontalen. Erkenntnis erreicht uns aus der Vertikalen. Da gibt es keinen Link.

 

Das Lesen liegt an der Schwelle des geistigen Lebens; es kann uns darin einführen.“

― Marcel Proust

Klingt ganz nett, ist aber blanker Unsinn.

 

Lesen kann uns weder in das Leben, noch in das geistige Leben einführen; allenfalls... in die Hirngespinste anderer Leute.

 

(PS: Daß „Schrifthersteller solches sagen, ist nachvollziehbar: Sie wollen halt gerne ihre „geistigen Produkte“ in Umlauf bringen. 🤗 )

 

Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen.“

– Franz Kafka

Warum?

 

Weil wir bei der üblichen Lektüre einschlafen, während des Lesens. Sie fordert nicht heraus, schafft keine erhöhte Aufmerksamkeit, keine neuen Blickwinkel und nicht die Notwendigkeit, die  e i g e n e Wahrnehmung zu bemühen.

 

Denn der Verstand okkupiert rasend schnell jeden Text mit seinen bekannten Pattern und Vorurteilen. Ihm ist es wichtig, die Dinge zu „kennen“ und damit die Kontrolle zu haben. Kontrolle zu haben ist ihm wichtiger... als die Wahrheit. Recht zu haben und zu behalten, ist dem Ego-Verstand äußerst wichtig; Ungewißheit ist ihm suspekt.

 

Vielleicht ist es schon mal aufgefallen, daß manchmal ein Ja sofort da ist – bevor noch das Denken, bevor ein Nachdenken möglich ist? Das Denken braucht Zeit und ist aufwendig.

 

Die Wahrnehmung ist ein sehr feines Sensorium. Wir können es leicht überhören. Sobald der laute Verstand übernommen hat, haben wir kaum noch eine Chance.

 

Aber, wenn wir dazu bereit sind, können wir immer öfter in jeder Lebenssituation (also auch beim Lesen!) in eine erhöhte Wachsamkeit umschalten. Auf diese Weise „trainieren“ wir unsere eigene Wahrnehmung und steigern das Vertrauen in sie.

 

Bei allzu langem Nachdenken kommt man nicht auf den richtigen Gedanken.“

– Sprichwort

Dann muß man eine Lücke lassen, einen Schritt

zurück treten der Intuition eine Chance geben.

 

"Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Es braucht nicht eben ein scharf-denkender Kopf zu sein."

– Heinrich von Kleist

 

Ja und der braucht nicht einmal etwas / viel von dem zu verstehen, worüber du schreiben willst. Denn es ist nicht das, was gesagt wird, das dir weiterhilft, sondern die Lücke, die sich auftut, indem du der Antwort des Anderen lauschst. Es ist deine Bereitschaft, deine Offenheit – bei kurzzeitiger Pause des permanenten Denkvorgangs.

 

Ansonsten ist die inhaltsleere Meditation schon

ein recht guter Weg, das Mentale zu reduzieren.

 

„Die größten Denker, die mir vorgekommen sind, waren gerade unter allen den Gelehrten die ich habe kennen gelernt die, die am wenigsten gelesen hatten.“

„Leute, die sehr viel gelesen haben, machen selten große Entdeckungen. Ich sage dieses nicht zur Entschuldigung der Faulheit, denn Erfinden setzt eine weitläufige Selbstbetrachtung der Dinge voraus, man muß mehr sehen als sich sagen lassen.“

 

– Georg Christoph Lichtenberg

 

Natürlich hat er Recht, der Georg Christoph Lichtenberg. Wir müssen selber zu Forschern werden und anfangen, selber zu sehen und uns nicht ständig von Anderen vorsagen lassen, wie etwas ist.

 

Der Anfang der Emanzipation ist das

Ende der Bevormundung. + umgekehrt.

 

Viel Spaß beim (emanzipierten Selber-) Entdecken! 😎

 

 

 

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