Gern ließ ich euren Mann

das, was er wert ist gelten:

Weil ihr ihn überschätzt,

muß ich ihn leider schelten.

 

Friedrich Rückert –

 

 

 


 

Schreiben 

    

 

Von der Mehrzahl der Werke bleiben nur die Zitate übrig. Ist es dann nicht besser, von Anfang an nur die Zitate aufzuschreiben?“

 

...fragt Stanislaw Jerzy Lec

Das kannst du machen, wie du´s willst.

 

Klingt, als würdest du bedauern, daß von deinen „Werken“ nicht viel übrig bleibt. Von „dir“ bleibt letztlich nicht mal der Staub übrig, warum sollte das mit dem Geschreibsel anders sein? 

 

Wozu überhaupt...

sollte „etwas übrig bleiben“?

 

Welchen besonderen Wert siehst du darin, daß du es – und für wie lange, bitte – erhalten wissen möchtest?

 

Außerdem: Glaubst du, nach dir gäbe es keine Schreiberlinge mehr, die ähnlich Wertvolles oder Nicht-Wertvolles beisteuern wollen?

  

Es ist nicht nötig, daß etwas bleibt. 

 

 

Freude am

Schauen und Begreifen

ist die schönste Gabe der Natur.

 

~ schwärmt Albert Einstein ~

 

Ja, die Natur

beschenkt uns mit Bonbons.

Die Neurobiologen nennen sie... Endorphine.

 

 

 

 

Reibung & Kreativität 

 

   

Das Gleiche läßt uns in Ruhe,

aber der Widerspruch ist es,

der uns produktiv macht.

 

...weiß Johann Wolfgang von Goethe  

Es ist seine Erfahrung.

 

Recht hat er also: Denn das, womit wir im Einklang sind, juckt uns nicht sonderlich; es fordert uns nicht heraus, es schafft keine Reibung, man kann bloß müde abnicken. 

 

Weisheit ist wie Medizin: Bei Gesundheit wird sie nicht gebraucht. Erst der Krankheitsfall besorgt ihr die Existenzberechtigung.

 

So liefern erst das Problem oder der Konflikt, erst die Unklarheit oder die Unwahrheit den Boden für Weisheit. Ansonsten... gibt es sie nicht.

 

Ist alles in Balance,

gibt es weder Medizin, noch Weisheit.

 

 

 

 

Denkarbeit ?

z

 

"Die Schriftsteller können nicht so schnell schreiben, wie die Regierungen Kriege machen; denn das Schreiben verlangt Denkarbeit.“ 

– Bertolt Brecht

 

Nur gut, daß ich deine „Werke“ nicht lesen muß. 😉 Du wirkst auf mich ein bißchen miesepetrig, etwa wie dauer-schlecht-gelaunt. Oftmals, wenn ich auf einen Satz (ein Zitat) von dir stoße, habe ich den Eindruck, daß du die Menschen nicht magst oder sie zumindest selektierst in wertvolle und nicht wertvolle.

 

Für dich selber kannst du natürlich schreiben, was immer du willst; das ist in jedem Fall hilfreich. Wenn du aber etwas davon in die Öffentlichkeit geben möchtest, sollte es etwas sein, das die Möglichkeit in sich birgt, den Leser zu bereichern, zu erheben. Es sollte etwas Erhebendes sein, vielleicht eine Art Laudatio, Hinweise auf die höheren Ebenen in uns.

 

Der Klagemodus unterstützt die Energie, die generiert, worüber geklagt wird. Wer den Krieg abschaffen will muß die Feinde in sich selbst in Urlaub schicken, die Bilder von Gegnerschaft sich auflösen lassen.

 

Bertolt Brecht: „Das Schreiben verlangt Denkarbeit.“

 

Die „Denkarbeit“ wird von den Intellektuellen maßlos überbewertet, aber: Damit blockieren wir die feineren Quellen.

 

Schreiben ist nicht gleich... Schreiben. Es kommt auf die Ebene an, von der aus jemand schreibt. Solange etwas nur aus dem Kopf kommt, ist es letztlich... ungenießbar.

 

Eine Tageszeitung oder eine Statistik kannst du mit Denkarbeit anfüllen, ansonsten solltest du den Kopf aus dem Schreiben rauslassen – wann immer möglich. 

 

Intelligenz, Liebe, Weisheit, Poesie....

 

Alles das steckt nicht im Kopf ― 

das ist keine Frucht des Denkens. 

 

 

 

 

Leere 

 

  

Wenn ein unordentlicher Schreibtisch einen unordentlichen Geist repräsentiert, was sagt dann ein leerer Schreibtisch über den Menschen, der ihn benutzt aus?“

...fragt sich Albert Einstein

 

Er ist ein Meditierer, vielleicht.

Ein Ordensmann, oder eine Ordensfrau.

 

Vielleicht... ein Zen-Mönch?

 

Auch ein Herr Albert Einstein erhält seine Botschaften nur in einem Moment, in dem "sein Schreibtisch" gerade mal vollkommen leer ist.

 

 

 

 

 Schreiben & Denken

 

 

“Write while the heat is in you. … The writer who postpones the recording of his thoughts uses an iron which has cooled to burn a hole with.”

 

„Schreib, während die Hitze in dir ist. … Der Schreiber, der die Auf-zeichnung seiner Gedanken verschiebt, benutzt ein abgekühltes Eisen, um ein Loch zu brennen.“

― Henry David Thoreau

So ist es.

 

Doch wenn es "seine Gedanken" wären, würde auch das kalte Eisen funktionieren.

 

Da es sich aber eben NICHT um die eigenen Gedanken handelt, müssen wir sie niederschreiben, solange sie fließen, oder anders gesagt... solange das Feld schwanger ist.

 

Denn hierbei geht es nicht so sehr um ein Denken, sondern um eine Art, sich einzutunen.

 

 

 

 

Beiseite treten 

 

   

Ein Denkender macht dadurch Fortschritte, daß er seine Schlußfol-gerungen hinauszögert, sogar wenn sie ihm auf der Hand zu liegen scheinen.“

...sagt Albert Camus

 

Ich habe den Verdacht, lieber Albert,

daß du denkst, daß du denkst –

daß also du der Denkende seiest.

 

Wenn du aber mal ganz genau hinschaust, kannst du sehen, daß die „Einfälle“ (wie es das Wort schon sagt) nicht von dir stammen: Sie fallen dir zu.

 

Dann könntest du vielleicht sagen: „Ich selbst gestalte die Formulierungen!“ Aber auch das stimmt nicht wirklich  denn die macht der Verstand. Und der ist nicht von dir gebaut: Auf dessen Möglichkeiten und Grenzen hast du keinen Einfluß.

 

So gesehen, gibt es den Denkenden gar nicht. Er ist eine Idee. Wir glauben bloß an ihn – wie an einen Weihnachtsmann.

 

Dein „hinauszögern“ verstehe ich sehr gut. Es ist eine Art „beiseite treten“, es ist ein „sich offen halten“ für das, was dir noch „einfallen“ könnte – unter Hintanstellung des Egos.

  

 

Lauterkeit... in der Kommunikation

 

 

Zauberworte lauterer Kommunikationsweise sind:

  • Klarheitim Ausdruck
  • Einfachheit... in der Formulierung
  • Sachlichkeitin der Aussage
  • Ehrlichkeitin der Absicht
  • Achtungim Persönlichen, Anerkennung des Anderen
  • Offenheit... die Bereitschaft, verstehen zu wollen
  • Sparsamkeitin der Wortmenge
  • Erkenntnisbereitschaft...

 

Ergänzende Zauberworte für die schriftliche Kommunikation:

  • Zitate… als solche kennzeichnen + Nennung des Autors
  • Zitieren… knapp, aber präzise – damit jeder Leser weiß, auf welchen Satz(teil) genau, sich der Antwortende bezieht

 

Je reifer die Beteiligten, desto weniger strapazieren sie die persönliche“ Ebene (2), desto mehr sind sie in der Lage zur Sache“, also thematisch zu kommunizieren (4) und desto mehr werden sie sich von den höheren Ebenen, von der Weisheit (6) inspirieren lassen.

 

Lauterkeit

 

 

 

 

Träume

z

 

"Wir werden alt und grau. Wir werden eines Tages verschlissen sein und aus der Welt verschwinden. Mit unseren Träumen ist das anders. Sie können in anderen Menschen weiterleben, wenn es uns schon längst, längst nicht mehr gibt."

– Jostein Gaarder

 

Jostein, meinst du allen Ernstes, die Leute seien auf deine „Träume“ angewiesen 😊 ?  Wie kommst du denn auf das schmale Brett? Hältst du dich denn für soo wichtig?

 

Meinst du nicht, daß andere auch träumen, selber phantasieren, denken und in allem Möglichen kreativ sein können, daß andere gar Visionen haben könnten, von denen du nicht die leiseste Vorstellung hast?

 

Aber auch diese... werden verschwinden. Hier auf diesem Globus, in dieser Dimension wird nur gebraucht, was gebraucht wird und das steht immer zur Verfügung. Wir brauchen nichts zu hinterlassen, kein „Erbe“, nicht mal einen Fußabdruck, nicht mal eine Erinnerung.

 

Es ist bloß das kleine Ego, das sich manchmal etwas aufplustert und die Idee großartig findet, daß es vielleicht doch unentbehrlich sei. 😊

Es tummelt sich auf der Ebene (2) der Geistigen Reife.

 

Wer träumt, befindet sich geistig doch schon jenseits der Realität*. Warum willst du obendrein noch deine Schlaftabletten verteilen?

 

Wie wär´s - alternativ - mit Aufwachen! ?

 

 

*) Realität = ist die als Wirklichkeit empfundene soziale Situation in der Gegenwart.

 

 

 

 

Geschwätz

 

 

Freilich sagen die Menschen oft, es seien nur Reden gewesen, und wollen insofern die Unschuld derselben dartun. Solches Reden ist lediglich Geschwätz, und Geschwätz hat den einzigen Vorteil, unschuldig zu sein. 

Hegel*

 

Geschwätz nennen wir ein Reden in Belanglosigkeit, Bedeutungslosigkeit, Unverbindlichkeit und wenn der Sprechende in seiner Rede bezüglich der Weisheit – wissentlich oder unwissentlich, also absichtlich oder unabsichtlich – unter seinen Möglichkeiten bleibt. Ein Schwätzen also, das nur die Stille abtöten soll.

 

Unschuldig schwätzt nur derjenige, welcher die Höhe seiner Möglichkeiten erreicht hat.

 

Intellektuelles Schwadronieren und anderes dummes Geschwätz ist weiter nichts als eine geistige Vermüllung der aktuellen Umgebung.

 

 

 

*) Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte in: Theorie Werkausgabe, Band 12, S. 13.