Achtsamkeit

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Achtsamkeit – ein Weg zu sich selbst und zu anderen?

 

Achtsamkeit (engl. mindfullness) kann man lernen und trainieren. Dafür gibt es reichlich fachliche Anleitungen. Sie dienen dazu, die Erfahrungen und Wahrnehmungen des Alltags offen, vorurteilsfrei und ohne Routine und Gewohnheit bewusst aufzunehmen und zuzulassen. Wie können wir uns je neu entdecken, achtsam sein und eine „Ethik der Fürsorge“ (care ethics) entwickeln?“

 

Philosophisches Café

 

Frage: „Achtsamkeit – ein Weg zu sich selbst und zu anderen?“

 

Achtsamkeit ist kein Weg...,

sondern Ausdruck von Reife.

 

Achtsamkeit ist der Liebe verwandt und also nahe dem Spirituellen.

 

HIER sind wir allein.

 

Sich dem Anderen zuzuwenden... ist Teil des Sozialen, der Welt der Gemeinschaft.

 

Mit der Achtsamkeit verlassen wir die Horizontale,

die Welt des Sozialen und gehen in die Vertikale.

 

Wer sich in voller Achtsamkeit einem Wesen zuwendet, hilft oder es berührt, befindet sich in der Vertikalen,  e r s c h e i n t  jedoch den anderen im Außen... auf der Horizontalen, auf der sozialen Ebene.

 

Liebe kann erfahren werden, aber nicht intellektuell erklärt. Das selbe gilt für Achtsamkeit: Sie kann (und sollte) praktiziert wer-den. – Dann erübrigt sich jedes weitere Gespräch darüber.

 

Achtsamkeit gehört dem Praktischen an, nicht dem Theoretischen.

 

Ähnlich dem Yoga, das als Programm auf der einen (materiellen) Seite aussieht wie Gymnastik, Sport & Fitness und auf der anderen (spirituellen) Seite wie Achtsamkeits-Übung, Meditations-Technik, Einübung in die Präsenz, also in den gegenwärtigen Augenblick und religionsübergreifend und religionsunabhängig ausgeübt wird – so ähnlich verhält es sich auch mit den Übungen in Achtsamkeit.

 

Achtsamkeits-Übungen gehören zur Praxis

und sind nicht... zum darüber philosophieren !

 

Frage: „Wie können wir ... achtsam sein und eine „Ethik der Fürsorge“ ... entwickeln?“

 

Gar nicht.  Entweder <–> Oder. Es ist das "und eine „Ethik der Fürsorge“... entwickeln", was stört.

 

Achtsam sein und eine Ethik ausbilden... schließen sich aus. Denn mit dem Nach-Denken über ein Konzept oder eine Struktur, haben wir die Achtsamkeit selbst... längst verlassen oder sie noch gar nicht „erreicht“.

 

Über das Denken... (auch nicht über ein Vor- oder

Nach-Denken) ist Achtsamkeit nicht zu erreichen.

 

Es grassiert das Problem, daß man in einigen Sparten nicht in der Lage ist unterscheiden zu können, was das Denken vermag und was es nicht kann. In Sachen Achtsamkeit... kann es nichts ausrichten.

 

Eine Ethik der Liebe ist...

eine Krücke in Notzeiten.

 

Eine Ethik der Liebe wird gebraucht, wenn (oder wo) keine Liebe vorhanden ist.

 

Mit dem Wunsch nach einer solchen Ethik wird suggeriert, es wäre keine Liebe anwesend und es könne auch keine da sein. Aber das ist nicht wahr!

 

Genauso, wie die meisten Menschen sehen können, können auch die allermeisten Menschen lieben. Wir brauchen uns nur daran zu erinnern, daß uns allen diese Möglichkeit, nämlich uns der Liebe zu öffnen, jederzeit offen steht.

 

Die gelebte Praxis der Achtsamkeit hat den schönen Nebeneffekt, daß sie Liebe „generiert“, oder daß sie leichter zu fließen beginnt.

 

Wo die Achtsamkeit gelebt

wird, braucht es keine Ethik.

 

Zitat: „Achtsamkeit (engl. mindfullness) kann man...“

 

Es ist nicht hilfreich, zu jedem Begriff die Etymologie heranzuziehen, sie führt uns sonst (mindfullness = Verstandesfülle) so wie hier unnötigerweise in die Irre:

 

Achtsamkeit = ist NICHT (!) gleichbedeutend mit Verstandesfülle.

 

Das aktuelle Definieren von Begriffen ist oft hilfreicher... als ein etymologisches Sezieren. Denn meist geht es um unkomplizierte Verständigung, bei der die Wort-Geschichte ohne Bedeutung ist.

 

Zitat: „Achtsamkeit ... kann man lernen und trainieren.“

 

Ja, Achtsamkeit kann man „lernen/trainieren“ im Sinne von „sie sich angewöhnen“.

 

Es ist nicht so sehr ein Training, als vielmehr ein „sich auf Achtsam-keit einlassen“ wollen. Es ist der Entschluß, es ist die Bereitschaft, vielleicht aufgrund des Erahnens... ihres Wertes.

 

Achtsamkeit = ist eine andauernde entspannte Aufmerksamkeit in all unserem Tun.

 

Verhaltenskodizes können wir uns ausdenken, aber Achtsamkeit läßt sich ausschließlich praktizieren.

 

 

 

   Alles Geschaffene ist vergänglich.

   Strebt weiter. Bemüht euch...,

   unablässig achtsam zu sein.

Siddhartha Gautama (Buddha)     

 

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Siddhartha Gautama sagt: "bemüht euch, unablässig achtsam zu sein.“

 

Es ist nicht wirklich eine Mühe, achtsam zu sein. Wem die Achtsamkeit nicht ganz fremd ist, weiß das auch.

 

Es geht eher darum, sich immer wieder daran zu erinnern, achtsam sein zu wollen. Denn in Nullkommanichts sind wir wieder in einem Gedanken-Film abgetaucht und handeln ähnlich einem Roboter, der auch nicht weiß, was er gerade tut. Wir sind nicht bei der Sache, nicht aufmerksam, nicht im Moment, nicht in der Präsenz.

 

Sobald wir gerade mal wieder da sind, können wir uns daran erinnern, daß wir achtsam sein wollen und versuchen, dieses Mal etwas länger im gegenwärtigen Moment zu bleiben.

 

Diese ständige Selbsterinnerung... ist die einzige "Mühe".

 

 

 

 

Achtsamkeit

 

 

   • Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte.
   • Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Gefühle.
   • Achte auf deine Gefühle, denn sie werden dein Verhalten.
   • Achte auf deine Verhaltensweisen, denn sie werden deine Gewohnheiten.
   • Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
   • Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.
   • Achte auf dein Schicksal, indem du jetzt auf deine Gedanken achtest.

  Quiz-Frage: Wo steht diese Mahnung geschrieben?

   A – Gita
   B – Bibel
   C – Koran
   D – Talmud

 

 

 

 

 

 

Bedeutende Kleinigkeiten 

 

 

Ich fühle, daß Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.

 

Charles Dickens

 

Was immer es an Großem sein sollte, ganz egal, was wir für GROß halten, welche Begegnung auch immer wir für außergewöhnlich und bedeutend halten..., irgendwann vorher müssen wir aufs Klo.

 

Falls wir das nicht berücksichtigen, haben wir die Hosen voll. Und das macht sich nicht besonders gut, in diesem Zustand, in dieser bedeutenden Begegnung mit dieser doch so bedeutenden Person!

 

Also ist der gewöhnliche tägliche Klo-Besuch

das Wichtigste... vor allen anderen Besuchen. 

 

Es gibt nichts Großes und nichts Kleines im Leben:

 

Bedeutend ist das,

dem wir unsere volle

Aufmerksamkeit widmen.

 

 

 

  

Beim Abwasch

 

 

Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen, Eisen schmieden. Aber man kann nicht ohne Liebe mit Menschen umgehen. 

 

Lew Nikolajewitsch Tolstoi

  

Man kann ohne Liebe Holz hacken, Ziegel formen und Eisen schmieden. Und sehr wohl kann man genau so – also ebenfalls ohne Liebe – mit Menschen umgehen. Das ist durchaus üblich.

 

Wir können aber auch...

  • in Liebe Holz hacken,
  • in Liebe Ziegel formen
  • in Liebe Eisen schmieden.

 

Wer das kann, wird auch in Liebe mit den Menschen sein können.

 

Schon beim Abwasch können wir

uns einstimmen, in Liebe zu sein.

 

Hier auf der Erde halten wir es nur nie sehr lange aus… in der Schwingung der Liebe – andernfalls wäre Feindbildung unmöglich.

 

Warum Holz hacken, Ziegel formen und Eisen schmieden von der Liebe ausnehmen?

 

Warum irgend etwas von

der Liebe ausnehmen wollen?

 

Alles, was wir in Achtsamkeit betrachten oder berühren, wandelt sich... in Liebe. 

 

Bildquelle: http://little-zensations.tumblr.com/post/105450083370
Bildquelle: http://little-zensations.tumblr.com/post/105450083370

 

"Achtsamkeits-Prinzip" ?

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Frage: "Hat das etwa was mit dem von dir an anderer Stelle vorgetragenen buddhistischen Achtsamkeitsprinzip zu tun?"

  

Ich glauben nicht, daß ich irgendwo irgend etwas von einem „buddhistischen Achtsamkeitsprinzip“ gesagt habe. Denn als Voraussetzung dafür müßte ich etwas darüber gelesen haben. 😉

  

Typisch für das Kontroll-Bedürfnis des Verstandes ist, etwas zum Prinzip erklären zu wollen. Wer aber ein achtsames – oder spirituelles – Leben einschlägt, ist ja gerade dabei und bereit..., aus dem (Roboter-)Denken auszusteigen.

 

  • Bewußtheit bietet uns diese Möglichkeit. Und eine die Bewußtheit fördernde Methode ist die Achtsamkeit.

  • Achtsamkeit ist kein intellektuelles Konstrukt, sondern ein rein praktisches Hilfsmittel, das uns einfach und ganz leicht aus den Aktivitäten des Verstandes löst und in den jetzigen Augenblick katapultiert. Achtsamkeit geschieht, wenn wir ausnahmslos all unserem Tun und Wahrnehmen die volle Aufmerksamkeit schenken.

  • Aufmerksamkeit geschieht, indem wir jedem Schritt, den wir gehen, jedem Wort, das wir sprechen, unsere volle Aufmerksamkeit schenken, indem wir jede unserer Hand-Bewegungen betrachten, jeden Gedanken, der uns durch den Kopf geht und auch jedes Gefühl, das uns begegnet. Aufmerksamkeit bedeutet hier: Beobachten ohne zu werten, ohne zu urteilen, also reine...

  • Beobachtung.

 

Auch wenn es uns manchmal anders erscheinen sollte:

 

Der Roboter ist unfrei.

 

Er kann nicht aus seinem Programm aussteigen. Er ist strikt an die ihm gegebenen Anweisungen gebunden.

 

Wir Menschen aber... sind so frei, hinter unsere Programmierungen schauen und unabhängig von diesen wahrnehmen und handeln zu können.

 

Die Programmier-Sprachen, die uns (stecken wir in Unbewußtheit) in roboter- ähnlichen Strukturen binden, nennen wir Prägung, Erziehung, Lernen, Konditionierung.

Teile dieser Sprachen bestehen zudem auch aus Gesetz, Moral und Etikette.

 

Auch das Schreiben kann die Aufmerksamkeit fördern. Eher kontraproduktiv ist dagegen das Lesen.

Denn beim Lesen verlieren wir uns nicht nur in unseren „eigenen“ Gedanken-Gespinsten, sondern zudem auch noch in denen anderer Leute. Wir verlieren sehr schnell die Aufmerksamkeit und das Wahr-nehmen und gleiten statt dessen in das „glauben“ ab. Wir werden unbewußt.

 

 

Achtsamkeit ist kein Prinzip,

sondern gedankenlose Praxis.

 

Aber möglicherweise  gibt es jemanden, der es fertig bringt, eine Dissertation mit dem Titel: "Aspekte zum Prinzip der Achtsamkeit" zu verfassen. 😚

 

Das ist ihm jedoch nur möglich, wenn er sich...

  1. vorwiegend im Verstand aufhält und

  2. jegliche Achtsamkeit vermeidet.

Es ist wie in jedem Kasperle-Theater: Auf der Horizontalen erscheinen uns die Figuren als die Vielen. Erst hinter dem Vorhang, in der Vertikalen, entdecken wir... die Einheit.

 

 

Künstliche Intelligenz ?

 

 

Einwand: "Wir leben zwar in der selben Welt und dennoch sind die meisten "Bewohner" Welten voneinander entfernt."

 

Für die Peripherie, für das duale Denken trifft das zu; es ist aber nicht die letztendliche Wirklichkeit:  Wir sind nicht das Denken.

 

"Die Gegenwart allein ist wahr und wirklich: Sie ist die real erfüllte Zeit, und ausschließlich in ihr liegt unser Dasein." 

– Arthur Schopenhauer

 

Ja, Vergangenheit und Zukunft sind nicht real, sondern bloß Hirngespinste.

 

 

 

 

Respekt & Reife

 

 

Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 15,1,2,11 kommen Intellektuelle zu Jesus und fragen:

 

Warum mißachten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Denn sie waschen sich nicht die Hände vor dem Essen.“ 

Jesus antwortet: „Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“

 

Letzteres nicht unbedingt, denn was in einem meditativen Zustand aus dem Mund eines Menschen herauskommt, das macht ihn nicht unrein.

 

Wir haben die Wahl, entweder auf dem untersten Niveau unserer Möglichkeiten zu sprechen, wir können uns des weiteren über unsere Mittelmäßigkeit zum Ausdruck bringen, oder wir nutzen den höchsten Grad unseres Potenzials, wenn wir uns äußern.

 

Es ist eine Frage des momentanen Standes der Geistigen Reife, auf dem wir die Entscheidung treffen, von welchem Niveau aus wir uns anderen mitteilen.

 

Wohl gemerkt: Es geht nicht um ein illusorisches Geistiges Niveau, sondern um das tatsächliche Potenzial, das uns im jeweiligen Moment zur Verfügung steht. 

 

Geistige Reife

 

Übrigens schadet es natürlich nicht,

sich vor dem Essen die Hände zu waschen

 

Dabei geht es aber nicht darum: „Wer erwartet das?“ oder „Wo steht das geschrieben?“ sondern das ist eine Frage des Respekts vor mir selbst, des Respekts vor den Speisen und des Respekts vor den übrigen Teilnehmern der Tafelrunde.

 

Einem mit Bewußtheit gesegneten Menschen wird das so selbstverständlich sein, wie das regelmäßige Zähneputzen. (Reinheits-) Vorschriften sind nicht für den achtsamen und spirituell ausgerichteten, sondern für den vorwiegend unbewußt handelnden Menschen verfaßt worden.

 

 

Respekt

 

 

 

 

Vertiefung

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"Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!" 

Gorch Fock

Segeln verlangt

erhöhte Aufmerksamkeit.

 

So weit es in unserer Hand liegt, unserem Leben Tiefe zu verleihen, ist es vor allem die Achtsamkeit, die wir dafür nutzen können. Sie können wir in ausnahmslos jeden Moment unseres Lebens einbringen:

 

• In jedes Tun.

• In jedes Wort.

• In jeden Satz.

• In jeden Blick.

 

• In jeden Atemzug.

 

 

 

 

Tun im Nicht-Tun

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"Derjenige, der die Untätigkeit in den Handlungen erkennt und die Tätigkeit im Nicht-Tun, ist wahrlich ein Weiser. Selbst wenn er Handlungen ausführt... verweilt er in der Gelassenheit des Selbst."

  

Bhagavad Gita, Kap. IV, 18

 

 

 

Quiz-Auflösung: Das Zitat "wird seit 1977 Frank Outlaw zugeschrieben, auch als Talmud-Zitat ausgewiesen. Eine ähnliche Version wird Charles Reade zugeschrieben, geht möglicherweise auf ein chinesisches Sprichwort zurück."   Q