Etikette, Nirmalo,

 

 

 

 

Etikette 

 

 

Etikette = bildet eine Unterabteilung der Moral, hat aber weder deren Wichtigkeit, noch hat sie das Bindende des Gesetzes. 

 

Ein paar der verschiedenen Ausdrucksweisen von Etikette:

  • Takt
  • Sitte
  • Angst
  • Floskel
  • Tradition
  • Nettigkeit
  • Höflichkeit
  • Konvention
  • Bescheidenheit

 

 

 

 

Konvention

  

 

Konventionelle Schleimereien während einer Begrüßung haben die Funktion, Präsenz, Wahrhaftigkeit und Nähe in der Begegnung zu vermeiden.

Konvention

 

 

 

 

Höflichkeit

 

 

Höflichkeit ist die Blüte der Menschlichkeit. Wer nicht höflich genug, ist auch nicht menschlich genug.“

– Joseph Joubert

 

Höflichkeit ist nicht die Blüte der Menschlichkeit, lieber Joseph,

 

Höflichkeit ist...

eine Plastikblume.

 

Höflichkeit ist eine auf freundlich frisierte Maske. Sie wird dann aufgesetzt, wenn die echte Freundlichkeit fehlt. Sie wird benutzt, um etwas zu erreichen; sie hat keinen Sinn aus sich selbst heraus.

 

Höflichkeit ist noch sehr weit weg...

von der „Blüte der Menschlichkeit“.

 

 

 

 

Floskel - Ritualisierte Vermeidung

   

 

Die Floskel = ist ein Element im Setzkasten der Höflichkeit. Ihr Austausch hat die Funktion der Vermeidung von Authentizität und Unmittelbarkeit. 

 

Eine der beliebtesten und hier am weitesten verbreitete Floskel ist die Begrüßungsformel: "Wie geht´s ?Diese Frage wird meist von jemandem gestellt, der an einer Antwort, die dieser Frage gerecht würde, zumindest in diesem Moment nicht wirklich interessiert ist. 

  1. Wer fragt: "Wie geht’s ?", will es nicht wissen. Umgekehrt: Wer es nicht fragt, weiß es bereits. Denn wer wirklich wissen will, wie es jemand anderem geht, wird das in kürzester Zeit selber herausgefunden haben – ohne jede Frage !

  2. Diese Frage ist außerdem eine sehr intime. Sie zu Beginn einer Begegnung zu stellen, kommt einer Unverschämtheit gleich.

  3. Die Frage dient letztlich - unbewußt - der Vermeidung von unmittelbarer Begegnung, dient der Vermeidung von Nähe.

  4. Diese Begrüßungs-Floskel ist zudem (ebenfalls unbewußt) mit einer Erwartung verknüpft: Die Antwort muß nämlich lauten: „Gut“. Oder zumindest: „Muß ja“. Denn andernfalls müßte sich der Fragende eine ausführliche Antwort gefallen lassen oder zumindest nachfragen. Damit würde dieser womöglich etwas lostreten, was er garantiert jetzt nicht hören will!  

 

Ein mit Bewußtheit gesegneter

Mensch wird jede Floskel meiden. 

 

 

 

  

Nettigkeit

 

 

Ein netter Mensch sein heißt, daß man vor dir keine Angst haben muß, daß du immer auf in etwa erwartete Weise funktionierst und dir die Basis-Etikette nicht ganz fremd ist.

 

Man „kennt dich“ als ein „netter Mensch“, was auch als Synonym für „vorhersagbar“, „langweilig“, „uninteressant“ und "unehrlich" verstanden werden kann.

 

Ein netter Mensch sein heißt zudem: Es wird von dir erwartet (!), daß du in jeder Begegnung, möglichst aber immer... die Erwartung von „nett sein“ erfüllen mußt.

 

Nett sein bedeutet...

NICHT ehrlich sein.

 

Nett sein heißt, nicht authentisch sein, eine Maske tragen, glauben, es anderen recht machen zu müssen, es sich nicht zu erlauben, man selbst zu sein: Reifestufe (2).

 

Wer wütend ist, wird in diesem Zustand nicht als angenehm empfunden. Man hat Angst vor der sichtbar werdenden Kraft und der Unvorhersagbarkeit der Gesamtsituation; aber wenigstens ist der Wütende authentisch. Zumindest jetzt macht uns dieser Mensch nichts vor: Reifestufe (3).

 

Nett sein heißt, Angst haben.

 

Angst vor Ansehens- und damit Liebesverlust, Angst vor den Reaktionen der anderen, oder Angst davor, aus der Gruppe ausgestoßen zu werden („Existenz“-Verlust). Existenzverlust = Tod.

 

Denn wenn keine Angst da ist, warum sollte man dann nicht so sein, wie man gerade jetzt ist? Mal angenehm, mal so la la, mal unangenehm? Authentisch, halt. 

 

Wir müssen bereit sein, uns der Angst zu stellen, wollen wir die Reifestufe des "aufrechten Gangs" erreichen, die Reifestufe (4). 

 

Irgendwann sollten wir bereit sein, die Nettigkeit an den Nagel zu hängen und den Mut aufbringen, die Wahrhaftigkeit durchscheinen zu lassen.

 

Reife

Angst

Wahrhaftigkeit 

 

 

 

 

Bescheidenheit


 

„Ich glaube, nichts lehrt einen besser Bescheidenheit, als wenn man einen wertvollen Menschen liebt.“

 

...glaubt André Gide

 

Wenn du von „wertvollen Menschen“ sprichst, glaubst du zwangsläufig auch an „wertlose Menschen“. So betreibst du gedanklich Selektion.  

 

Keine Ahnung, in welches Glas du wie tief geschaut hast, aber... wahre Bescheidenheit lernen wir erst dann, wenn wir auch "wertlose“ Menschen lieben können. 🙂

 

Liebe macht

keine Unterschiede.

 

Für die Liebe gibt es gar keine Unterschiede.

 

Wenn du etwas genauer hinschaust, André, wirst auch du keinen „wertlosen“ Menschen finden können. Und falls doch..., badest du vielleicht gerade in einem sentimentalen Gefühl; aber mit Liebe... hat das nichts zu tun.