Schenken

 

  

Im Tausch – oder im seriösen Handel – bleiben wir auf Augenhöhe.

 

Beim „Schenken“ kann leicht das Ego durch die Hintertür rein schlüpfen: „Ich bin ja sowas von generös!“

 

Die meisten sogenannten „Geschenke“ sind gar keine echten Geschenke. Sie sind alles Mögliche, nur haben sie nichts mit Liebe zu tun. Sie sind vielleicht – nur als Geschenk getarnt – eine Form von Handel, oder Ego-Objekte bzgl. Anerkennung, sind vielleicht Verlegenheits-Gesten oder dienen dem Versuch der Steigerung des eigenen Selbstwertgefühls, man kann mit ihnen jemanden in Bedrängnis bringen oder manipulieren wollen u.v.a...

 

Ein  e c h t e s

Geschenk ist Liebe.

 

Der Gegenstand, das Objekt „Geschenk“ ist dabei unerheblich, spielt eine untergeordnete Rolle, dient lediglich als sichtbares (Hilfs-)Mittel... der Liebe.

 

Das Ego bleibt in diesem Fall außen vor. 

 

Dem eigenen Kind, der eigenen Freundin, der eigenen Mutter, der eigenen Oma, den eigenen Enkeln etwas zu schenken, ist nicht Liebe, sondern Usus. Aber mal angenommen, ein Steine-Liebhaber verschenkt seinen Lieblings-Stein an jemanden, den er nicht mag... 

 

Das - möglicherweise - ist Liebe.

 

 

 

 

Eigennutz


Manche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen und wollen Gott lieben wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten's alle Leute, die Gott um äußeren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben. Die aber lieben Gott nicht recht; sie lieben ihren Eigennutz!

   ~ Meister Eckhart ~

Liebe

und Eigennutz

gehen nicht zusammen.

 

Wann immer ich etwas brauche,

haben will, erreichen will, ist es nicht Liebe!

 

Einwand: "wahre Liebe" ist doch keine Einbahnstraße.

 

"Wahre Liebe" gibt es nicht.

 

Entweder fließt Liebe..., oder halt nicht. Den Liebesstrom haben wir so wenig in der Hand, wie den Lufthauch.

 

Mit "wahre Liebe" sind eigentlich „starke Gefühle“ gemeint. Aber auch starke oder schwache Gefühle entziehen sich der Macht unseres Willens, Handelns, Entscheidens.

 

Gefühle sind in stetem Wandel.

Der Grieche Heraklit sagt das mal so: 

 

Man kann nicht zweimal

in den selben Fluss steigen.

 

Der Liebe...

sind wir ausgeliefert.

 

 

 

 

Ein Kind ist eine sichtbar gewordene Liebe.

sagt Novalis

Ein erwachsener Mensch... aber auch.

 

Und die Fliege

an der Wand ist ebenfalls

für uns sichtbar gewordene Liebe.

 

 

 

 

Jammertal

 

  

Schwächen

Du hattest keine

Ich hatte eine:

Ich liebte

 

~ Bertold Brecht ~

 

Ja, Bert, die Zeilen aus deinem Poesie-Album weisen eindeutig auf Liebesschwäche... 🙂 

 

Liebe ist keine Schwäche - ganz im Gegenteil.

 

Liebe ist auch

kein temporäres Ereignis.

 

Romantische Gefühle sind temporäre Ereignisse; so wie lustvolle Empfindungen des Körpers... temporäre Ereignisse sind.

 

Aber Liebe kennt...

weder Vergangenheit noch Zukunft.

Sie verströmt sich ausschließlich in der Gegenwart.

 

Also, jammere nicht rum, lieber Bert, lieben kannst du zu jeder Zeit; es ist bloß eine Frage des tuning in.

 

Wenn du verknallt bist, lieber Bertold, sind da plötzlich ein Haufen Wünsche, Sehnsüchte, Erwartungen. Du fühlst dich abhängig, wie am Tropf. Auf Grund dieser "Krankheit" empfindest du deine Angebetete als "stark" und dich selbst als "schwach": Denn du "brauchst" sie nun für deine guten Gefühle. Wegen dieser angenehmen Gefühle... bist du in ihrer Hand.

 

Dein: "Ich liebte" heißt übersetzt: "Ich habe ein paar Erinnerungen an lustvolle Körpererlebnisse und/oder schöne Gemütszustände in der Vergangenheit und liebe jetzt nicht (mehr)."

 

Aber es gibt keinen Grund der Welt, nicht  j e t z t  zu lieben. 

 

Du brauchst auf keine Voraussetzung, auf keine Person, keinen Zustand und keine Gelegenheit zu warten, denn Liebe ist auf kein Gegenüber angewiesen, kann jedoch durch ein solches zum Leben erweckt werden.

 

Wenn der Liebesmotor erst mal läuft, brauchst du mit dem Lieben nicht mehr aufhören! Aber du hattest deine Lektion damals offenbar nicht gelernt :-) und glaubst wohl noch immer, Liebe hinge mit einer Person zusammen.

 

Liebe

ist nichts Privates;

Liebe ist etwas Universelles.

 

Liebe gehört großzügig geteilt.

Oder besser: Liebe teilt... ganz von allein.

 

Liebe ist... kein - auf zwei Personen aufgeteilter - Besitz.

 

Und wenn es sich denn tatsächlich um Liebe handelt - und nicht um irgendwelche egoistischen Erwartungen an schöne Gefühle - verströmt sie sich in  a l l e  Richtungen.

 

Dann ist die Lektion gelernt.