T. Swan: how to trust yourself
T. Swan: how to trust yourself

 

Die Mythen der Spiritualität

Interview mit Teal Swan – 11. Mai 2015  (Quelle)

 

Teals Geschichte des Erwachens ist so seltsam, wie sie nur sein könnte: Sie wurde mit einer Reihe von übersinnlichen Fähigkeiten einschließlich Hellsichtigkeit, Hellfühligkeit und Hellhörigkeit geboren – leider bis zu einem Grad, der ihr Leben als Kind komplett dysfunktional werden lies.

 

In ihrem Buch  Befreie dich durch Selbstliebe  erinnert sie sich an ihre Kindheit:

 

Ich litt während meiner frühen Jahre jeden Tag unter meinen Fähigkeiten. Natürlich ist es immer schwer zu erklären, wie die Art und Weise, wie ich wahrnehme, sich von der Wahrnehmung anderer Menschen unterscheidet, denn ich habe sehr wenig Ahnung, wie andere Menschen wahrnehmen. Aber Dinge, die fest sein sollten, zeigen sich mir überhaupt nicht als fest – es dauerte bis zur Grundschule, bis ich verstand, dass andere Menschen nicht die gleichen Dinge sahen, die ich sah. Grundsätzlich sehe ich alles in der Welt um uns herum nicht als feste Gegenstände, sondern als eine “Schwingung”. Es war wirklich aufschlussreich für mich, als ich voll und ganz begriff, dass ich keinen ‘leeren Raum’ sehe, also dass, was viele Leute “Luft” nennen. Stattdessen ist für mich alles ein Meer aus Energie, ohne leeren Raum dazwischen. Jedes Energiefeld ragt in jedes andere Energiefeld hinein, wodurch eine einzige, große Existenz der Verbundenheit entsteht.“

 

Als Ergebnis erinnert sie sich daran, als kleines Kind über viele Jahre gegen feste Gegenstände gelaufen zu sein, bis sie endlich herausfand, welche Art von Schwingungen solide waren und welche nicht. Dass sie als Kind Auren, Lebenswege und Energieblockaden in Menschen sah und offen darüber redete, besorgte nicht nur ihre Eltern, sondern führte auch auf direktem Wege in die Praxis eines Psychiaters, der bei ihr schwere, psychische Erkrankungen diagnostizierte.

 

Aber damit hatte das Schlimmste noch nicht einmal begonnen, denn bald hörte ein satanischer Ableger der Mormonen-Sekte von ihren Fähigkeiten und begann – unbemerkt von Teals Eltern – sie für Rituale zu missbrauchen.

Teal überlebte 13 Jahre körperlichen, geistigen und sexuellen Missbrauchs. Sie wurde körperlich und sexuell in Kulthandlungen missbraucht, unzählige Male vergewaltigt, unter Drogen gesetzt, gefoltert, an Männer für Sex verkauft und gezwungen, sich drei Abtreibungen zu unterziehen, bevor ihr schließlich im Alter von 19 die Flucht gelang und ihr Prozess der Wiederherstellung und der Transformation begann.

 

Es dauerte Jahre, bis Teal ihre geistigen Gaben wieder annehmen konnte – jene Gaben, die ihr so viel Leid gebracht hatten – und die Heilerin und Lehrerin zu werden, die sie heute ist.

Es scheint fast, als hätte Teal den härtest möglichen Weg von völliger Dunkelheit zum Licht genommen, und es ist kein Wunder, dass viele ihrer Lehren sich mit der Heilung von Traumata und Schatten befassen.

 

Heute lebt sie in einer Gemeinschaft mit einer Gruppe von Gleichgesinnten, schrieb zwei Bücher und gibt weltweit Workshops und Seminare.

 

Wir sprachen über ihre Vision einer gelebten Spiritualität.

 

Tea Time With Teal #4 - Crisis in Femininity
Tea Time With Teal #4 - Crisis in Femininity

 

 

Teal Swan im Interview

 

Teal, deine Geschichte des Erwachens ist ziemlich einzigartig. Es scheint, dass du immer wach warst oder seit deiner frühen Kindheit wach gewesen bist. Würdest du sagen, das ist richtig?

 

Ja, und die meisten Menschen gehen davon aus, dass mir das sehr geholfen hätte. Aber es fühlte sich eher an wie eine Folter. Denn auch wenn ich diese Dinge sehen konnte und Zugang zu all diesen Informationen hatte, war ich doch noch ein Kind mit einem Gehirn, das noch nicht vollständig genug ausgebildet war für das rationale Denken, sodass ich mir keinen Reim machen konnte auf den Unterschied zwischen der physischen Dimension und den anderen dimensionalen Realitäten und den jeweiligen Gesetzen, die sehr unterschiedlich sind. Es war sehr schwierig für mich.

 

Wie ist das passiert?

 

Es war eine Wahl. Bevor man in dieses Leben kommt, kann man bestimmte Variablen frei wählen – Genetik ist eine von ihnen. In meinem Fall habe ich – absichtlich – eine Mutter gewählt, deren Immunsystem mich in einem solchen Ausmaß attackierte, dass ich nicht die Gehirnstruktur bilden konnte, um wirklich vollständig nur in der physischen Dimension präsent zu sein.

 

War das Problem, das man zuerst ein ausgereiftes Ego braucht, um sich darüber hinaus in die anderen Dimensionen zu bewegen? Etwas, das in deinem Fall fehlte?

 

Eigentlich nicht. Ich sehe das Ego oder die Persönlichkeit als Vehikel für die Erleuchtung. Es ist nicht so, dass man sich zuerst durch das Ego bewegt und dann durch alle anderen Schichten des Bewusstseins, sondern sie bewegen sich gemeinsam.

Ich sehe es als eine Ausdehnung: Als Mensch bewegt man sich nicht durch das Ego sondern dehnt sich mit ihm aus. Jedes Mal, wenn du etwas von der Ich-Struktur konfrontierst und durchbrichst, dehnt sich das Bewusstsein aus und wird offener für die höhere Wahrheit. Und dieser Prozess endet nie, ist es ein kontinuierliches Fortschreiten.

 

Man bewegt sich nicht einfach durch das Ego

und erreicht einen festen Zustand der Erleuchtung.

 

Das wird nie passieren, weil auch Quelle sich ausdehnt. Wir müssen verstehen, dass – auch wissenschaftlich gesehen – das Universum expandiert. Bewusstsein selbst expandiert. Die Erleuchtung, die Buddha vor Tausenden von Jahren erfuhr, unterscheidet sich von der Erleuchtung, die heute verfügbar ist.

 

Zu sagen „ich bin erleuchtet“, ist eine falsche Aussage.

 

Weil Erleuchtung sich ständig neu ausrichten muss auf die Expansion der Perspektive der Quelle. Und darüber hinaus wird es immer neue Herausforderungen des kollektiven Ego geben, die jeden beeinflussen.

 

Deine erwachte Kindheit klingt nicht gerade nach Glückseligkeit. Dabei erzählen doch alle, Erwachen wäre ein Zustand ständiger Glückseligkeit …

 

Hast du je eine Person in einem solchen Zustand getroffen?

 

Eigentlich nicht. Ich kenne einige wenige, die behaupten, dass sie es wären, bei denen ich es aber durch ihr Verhalten stark bezweifle…

 

Es geht nicht um Glückseligkeit.

 

Ich sage dir, dass die glückselige Erfahrung, der Bliss, den viele Menschen Erleuchtung nennen, nur ein vorübergehender Zustand ist. Und wenn du solche Menschen triffst, die sich erleuchtete Meister nennen, so sind dies Leute, die es geschafft haben, häufiger und länger in diesem Zustand und dieser Frequenz zu bleiben.

 

Aber wenn man einen genaueren Blick auf diese Menschen werfen kann, wird man feststellen, sie immense emotionale Schwankungen haben. Sie haben einfach nur keinen Widerstand dagegen. Sie können tief in das Leiden sinken, aber in der Regel ist davon äußerlich nichts zu sehen, weil sie keinen Widerstand gegen diese Gefühlszustände haben. Man kann die Wellen nicht sehen.

 

Nehmen wir Jesus als Beispiel: Es ist nicht so, dass er in eine Lepra-Community geht und nichts als Freude und Staunen fühlt. Er lässt sich ein auf das Leid anderer Menschen und verbindet sich in diesen Raum, sinkt hinein, weil er keinen Zweifel hat, dass er auch zur anderen Seite des Spektrums aufsteigen kann.

 

Es gibt keine Angst vor irgendeiner Form von Erfahrung,

darum sieht man das Ego auch nicht kämpfen.

 

Aber Leute, die einem die Idee verkaufen, Erleuchtung wäre ein Zustand ewiger Glückseligkeit, versuchen, eine einzelne, ganz bestimmte Frequenz zur Erleuchtung zu erklären. Und wir Menschen glauben das, weil wir uns nach einem „Ruhezustand“ sehnen. Es ist eine Idee, die aus dem Leiden vieler Menschen geboren ist: Sie wollen, dass es eines Tages aufhört.

 

Deine Definition von Erleuchtung wäre also – sehr verkürzt – dass es ein Zustand des Nicht-Widerstandes ist, gegen was auch immer?

 

Exakt, ja.

 

Und befreit uns das Erwachen von all unseren emotionalen Schatten?

 

Nicht in meiner Erfahrung, nein. In meiner Erfahrung öffnet es nur eine Perspektive, darüber hinaus zu sehen. Was passiert, ist, dass du in einem Zustand oder in einer Frequenz bist, wo du sehen kannst, dass all dein Zeug nur vorübergehend ist. Und in diesem Sinne hat es wenig Bedeutung, obwohl es eine große Bedeutung für unsere Entwicklung hat. Du hast Zugang zu einer Perspektive, die so transzendent ist gegenüber deiner Geschichte und deinem Leiden, dass es keine Identifikation mehr damit gibt.

 

Aber dann kommst du wieder zurück. Jedes Mal, wenn du zurückkehrst in eine Realität, in der du das Leben durch eine singuläre Perspektive erlebst – wie es in unserem physischen Körper immer der Fall ist – hast du es immer mit einem Ego zu tun. Und wo ein Ego ist, kommt auch Leiden zurück. Und da ist noch immer dein emotionales Gepäck, das erneut getriggert werden kann. Und das ist der Punkt: Wenn du in Frieden bist mit der Tatsache, dass es um fortschreitende Erleuchtungs-Erfahrungen geht, immer und immer wieder, dann wird Erleuchtung ein Prozess statt ein festes Ziel und dann schwindet der Widerstand dagegen. Es ist dann nur wie: Oh, da ist es ja wieder.

 

Die ganze Idee der Erleuchtung als Endziel ist so ironisch, weil es im Westen durch die Lehren des Buddha bekannt geworden ist. Aber was die meisten Menschen im Westen nicht bemerken, ist, dass in den ursprünglichen buddhistischen Schriften der Dämon Mara – eine Darstellung aller Schatten des Buddha – immer noch zu ihm zurückkehrte, weit nach seiner Erleuchtung. Statt ihn zu bekämpfen, machte er eine Praxis daraus, Tee mit Mara zu trinken. Und sein berühmter Ausspruch war: „Da ist er wieder!“

 

Diese Erkenntnis ist der zentrale Unterschied nach dem Erwachen: Es gibt da ein Bewusstsein, das vorher nicht da war. Wenn Mara sein Gesicht zeigt, erkennst du ihn jetzt als das, was er ist.

 

Wurde also eine unrealistische Vorstellung von Erleuchtung verkauft? Basierend auf Mythen, die nicht die wahre Natur des Erwachens widerspiegeln? Brauchen wir ein Update?

 

Ich hoffe, dass die Menschen immer nach einer höheren Version ihres Wissens suchen. Ich hoffe, dass meine Konzepte in 20 Jahren veraltet sind, denn wenn sie es nicht sind, entwickeln wir uns nicht. So hoffe ich, dass wir immer auf der Suche bleiben nach dem besten Konzept.

Aber von einer universellen Perspektive betrachtet bringen einen auch die so genannten „falschen Propheten“ nicht wirklich vom Weg ab, weil sie uns die Kehrseite der Medaille zeigen, sodass wir lernen können, was wir nicht sind und wollen.

 

Alles – egal, ob es uns dient oder nicht – dient uns schließlich doch.

 

Es schärft unser Verständnis. Aber ich von meiner Perspektive aus hätte natürlich gerne ein Update. Weil ich denke, dass viele der Konzepte, die wir jetzt in der spirituellen und Selbsthilfe-Szene haben, viel mehr Schaden anrichten, als sie je Gutes bewirkt haben.

 

Zum Beispiel?

 

Nehmen wir was Populäres: Es gibt das Konzept, dass der Geist die Wirklichkeit erschafft und dass alles, was du brauchst, in dir und in dir allein zu finden wäre. Das kann entweder eine Ermächtigung sein: „Oh, ich kann etwas tun, ich bin nicht ohnmächtig der Welt ausgeliefert“.

Auf der anderen Seite können wir dieses Konzept aber auch verwenden, um alle Arten von spiritueller Einsamkeit zu rechtfertigen. Ein abgespaltenes Selbst könnte zu dem Schluss gekommen: „Dies ist keine verbundene, voneinander abhängige Welt und ich kann erschaffen, was immer ich will – geh du und kümmere dich um dich selbst, was kümmert es mich, wenn du leidest, es geht nur um mich.“

 

Das zeigt einerseits, wie man ein spirituelles Konzept missbrauchen kann, aber es zeigt auch, wie individuell Wahrheit ist: Ein Konzept, dass einer Person dient, könnte eine andere noch weiter ins Ungleichgewicht bringen.

 

Ja, und das ist der schwierigste Teil als Lehrer. Wenn ich vor einem Publikum von 200 Menschen spreche, stehen die Chancen gut, dass das, was ich sage, einige von ihnen in eine höhere Schwingung versetzt, andere aber in eine verminderte Schwingung, weil sie woanders stehen.

Und das ist eine Erkenntnis, für die – wie ich fühle – viele von uns auf diesem Planeten schließlich bereit sind:

 

Die Erkenntnis, dass es keine feste Wahrheit gibt.

 

Die Tatsache ist vielmehr, dass jede der vielen spirituellen Wahrheiten dir an einer ganz bestimmten Stelle des Weges dienen kann. Aber die Sache, die dir jetzt dient, tut es später vielleicht nicht mehr. Auf einer sehr praktischen Ebene ist es so, als hätte man uns einen Kasten mit Werkzeugen gegeben und was du jetzt brauchst, ist vielleicht ein Schraubenschlüssel. Aber warum solltest du später einen Schraubenschlüssel für eine Arbeit verwenden, die einen Hammer verlangt? Also brauchen wir Flexibilität, um die Dinge aufzunehmen und wieder abzulegen, aber das Ego mag das nicht, es will sich an irgendetwas klammern können, denn Wahrheit ist Sicherheit. Es will eine solide Wahrheit haben – die eine Wahrheit – es fürchtet das Dunkel.

 

Es scheint also, jedes spirituelle Konzept kann auf verschiedene Weise verwendet werden. Ein großes Wort im Moment ist spiritual Bypassing. Was heißt: Anstatt Spiritualität zu verwenden, um seine Wunden zu heilen, verwendet man sie, um vor dem Schmerz davon zu laufen.

 

Ja. Ich hatte ein echtes Problem mit spiritual Bypassing. Und es ist einer der am wenigsten spirituellen Ansätze, die es gibt, denn es ist ein Zustand der vollständigen Unauthentizität. Und es ist ein Zustand des Widerstandes. Das gleiche gilt oft auch für positive Affirmationen: Es kann wirklich echt sein, aber der Schwerpunkt auf das Positive kann auch nichts anderes sein als Widerstand gegen das, was du nicht sein und erfahren willst. Und das bringt einen in immer größere Schwierigkeiten.

 

Spirituelle Praxis ist etwas für die Mutigen.

Eskapismus wird nicht lange funktionieren.

 

Die Menschen, die spirituell vermeiden, werden dass nicht sehr lange tun können, weil dieses Universum auf dem Gesetz der Anziehung und Spiegelung basiert. Das bedeutet, dass jede Schwingung im Inneren sich außerhalb spiegeln wird. Und wenn du etwas in dir verleugnest, Widerstand leistest, wird es noch 10-mal größer, bis du es buchstäblich nicht mehr vermeiden kannst. Also besser mit dem Kopf zuerst mitten hinein, würde ich sagen!

 

Also sollten wir nicht unserer Freude folgen und uns auf das Licht konzentrieren, sondern lieber Innen nach Traumata graben, um sie zu heilen?

 

Nein, wir sollten einfach ehrlich sein mit

jedem einzelnen Moment, den wir erleben.

 

Es ist sinnlos, das Gleichgewicht zwischen den beiden Extremen zu suchen, denn wer sollte sagen, wo das für dich liegt? Der Prozess ist sehr individuell für jede einzelne Person.

Wenn du eine Menge Traumata hast, dann wird dein Erleuchtungs-Prozess wie eine heilende Krise sein, wo du Dinge erbrichst und erbrichst, bis es nichts mehr zu mehr erbrechen gibt und erst dann wirst du in der Lage sein, das erste Mal wirklich im Licht zu stehen.

 

Aber (Teal zeigt eine Tätowierung, die sich über ihren ganzen linken Unterarm zieht: „Follow your joy!“) „Folge deiner Freude“ ist immer noch der beste Ratschlag, denn wenn du deiner Freude folgst, wird alles hochkommen, was nicht in Übereinstimmung zu dieser Frequenz ist – wie eine Straßensperre – und das passiert dann, wenn man es konfrontieren sollte. Also ich würde sagen:

Wenn du deiner Freude folgst, werden sich immer noch Themen in deinem Leben zeigen, weil diese Schwingungen immer noch in dir sind, als Überbleibsel vergangener Traumata. Und wenn sich so etwas zeigt, hast du die Möglichkeit, dich entweder drum herum zu mogeln oder mitten hindurch zu gehen.

Folge also deiner Freude aber sei bereit, all die Straßensperren zu konfrontieren, die sich unweigerlich zeigen werden.

 

Einer deiner Schwerpunkte ist Schattenarbeit – warum ist dir das so wichtig?

 

Ich denke, wir alle lehren, was für uns selbst am Wichtigsten ist. Seit der ersten Minute in diesem Leben habe ich den Großteil meines Lebens in Schatten verbracht.

Zu Beginn bedeutete das, in den Schatten gefangen zu sein, ich meine, wirklich darin festzustecken, in einer Hölle auf Erden.

Dann gab es eher ein Erwachen innerhalb der Schatten „jetzt werde ich diesen Ort zu erkunden und herauszufinden, wie man hier raus kommt“, und dann, wie man von Außen bewusst wieder an diesen Platz zurückkehren kann.

Es hat sich zu meinem Fachgebiet entwickelt. Das Unterbewusstsein ist mein Brennpunkt seit ich ein kleines Kind war und ich fühle ich mich heute vertraut genug damit, dass ich auch sehen kann, wie andere Menschen von ihrem eigenen Unterbewusstsein gefangen gehalten werden.

Und es ist meine Erkenntnis, dass die Seele wenig Hilfe brauchst. Die einzigen Dinge, die Hilfe brauchen, sind die Dinge, die verhindern, dass du eine Erfahrung deiner Seele machst. Was ich tun möchte, ist Menschen die Hand zu halten und an diese Orte zu gehen und sie von all den Dingen zu befreien, die sie von einer Erfahrung der eigenen Seele fernhalten – und das ist Schattenarbeit.

Und es macht mich wirklich glücklich, wenn ich fähig bin, all das Leid, dass ich durchgemacht habe, in etwas Positives für die Menschen zu verwandeln und ihnen aus ihren Leiden zu helfen.

Das einzige, was ich wollte als ich 14, 15 Jahre alt war, war jemand, der mich durch die inneren Räume führt, aber diesen Menschen gab es nicht – also musste ich es selbst herausfinden.

Ein bisschen befinde ich mich auf einem persönlichen Rachefeldzug meines 14 Jahre alten inneren Kindes, wenn man es ganz egozentrisch betrachtet (lacht).

 

Und ich sehe, es tut so viel Gutes. Wenn du jemandes Hand hältst, mit ihm da durch gehst, durch den Prozess und plötzlich ist es, als ob sie zum ersten Mal atmen können, wirklich sehen und ihnen mehr von ihrem Bewusstsein zur Verfügung steht, sie Möglichkeiten sehen, die sie vorher nicht sehen konnten – es ist unmöglich, sich nicht darin zu verlieben.

 

Das war meine Büchse der Pandora – als ich das einmal für eine Person getan hatte, war es um mich geschehen: Das ist mein Leben!

 

Währenddessen redest du sehr offen über deine eigenen Schatten. Einige deiner Kritiker sagen, du wärst einfach ziemlich kaputt und überhaupt nicht erleuchtet – sonst würdest du nicht mehr so viele ernsthafte Probleme haben.

 

Ja, aber das ist es wert für mich. Ich weiß, dass ich dieser Art von Widerstand begegnen werde, aber das ist es mir wert.

 

Und was für mich fast lustig bleibt, ist, dass, wenn ich diese Leute nehmen würde und sie hinter die Bühne stellen würde mit all den Gurus, von denen sie denken, sie wären in diesem Zustand, dann würden sie ein ganz anderes Bild sehen.

Und genau das wirst du immer wieder hören, von allen Menschen, die im inneren Kreis dieser erleuchteten Lehrer sind. Es ist eine Fassade, es ist das, was sie gerne wahr haben wollen, aber es bleibt ein Handeln „als ob” – das ist kein Zustand der Authentizität.

 

Und für mich ist der höchste Zustand

jeder spirituellen Praxis der Zustand

der absoluten Authentizität.

 

Und nicht „das ist, wie ich handeln und aussehen muss, wenn ich eine spirituelle Person bin“. Das ist eine große Veränderung, die gerade passiert. Es gibt eine große Zahl von neuen Lehrern, die jetzt kommen, die unser Bild von dem, wie eine Person mit diesen großen Informationen und einem solchen Zugang zu Spiritualität sein sollte, stark herausfordern werden. Sehr bald werde ich da kaum auffallen!

 

Als erleuchteter Guru irgendwo auf einem Podest zu sitzen, trennt Menschen von ihrer eigenen Spiritualität, weil es ihnen einen falschen Eindruck von Erleuchtung vermittelt – und es ist ein falscher Eindruck, wie du sehen wirst, wenn du jemals hinter den Samtvorhang der Gurus schauen darfst.

 

Ich hatte außerdem eine Offenbarung vor ein paar Jahren, wo ich erkannte, dass alle meine Informationen nicht mir gehören. Ich meine, entweder man glaubt an die Einheit oder eben nicht. Und wenn du an Einheit glaubst, lebst du dein Leben anders. Wenn ich an die Einheit glaube, dann gehören alle meine Geheimnisse gar nicht mir.

 

Und es gibt eine gewisse Freiheit, sie allen meinen Aspekten zurückzugeben. Außerdem: Ich brauche nichts mehr zu heucheln – und welche Schönheit ist das!

 

Es muss wohl ziemlich stressig sein für einige Lehrer, ihr Image zu erhalten!

 

Ja. Es ist ein anstrengendes und einsames Dasein.

 

Wohin entwickelt sich das? Der Lehrer als spiritueller Begleiter oder Freund?

 

Letztlich wird es sich bis zu einem Punkt entwickeln, wo wir alle unsere Informationen von der Quelle direkt erhalten.

 

Was wir also erleben werden,

ist das allmähliche Verschwinden der Lehrer.

 

Schon bald werden wir in einer Realität leben, in der die Menschen ihre Informationen nicht mehr nur von einer Person zu bekommen versuchen, sondern von allen, denen sie begegnen und von jeder einzelnen Lebenserfahrung, jeder Begegnung mit irgendeiner Person oder sogar mit etwas, das nicht lebt. Statt deine Informationen aus einem bestimmten Kanal zu bekommen, kannst du erkennen, dass die Quelle oder das Gott-Bewusstsein buchstäblich durch alles zu dir sprechen kann. Und so wirst du ständig empfänglich für die Nachricht. Und es wird dir egal sein, wer oder was sie überbringt.

 

Es gibt noch immer eine Menge Leute, die eine Art von Guru-Struktur benötigen, um zu wachsen.

 

Aber es gibt sehr viel mehr Menschen, die das nicht mehr benötigen. Und sie sind bereit, darüber hinaus zu wachsen. Sie sind bereit, Schulter an Schulter mit den Menschen voranzugehen, die spirituelle Lehrer sind und bereit, sich selbst als Lehrer und als Ausdruck des Bewusstseins der Quelle zu begreifen.

 

Aber mal praktisch: Du lebst in einer Gemeinschaft und natürlich sehen die Menschen zu einem gewissen Grad zu dir auf, weil du ihr Lehrer bist. Wie verhinderst du, dass dadurch eine Hierarchie entsteht und erlaubst du es, kritisiert und zur Rede gestellt zu werden?

 

Als ob das eine Wahl wäre! Ich muss das nicht zulassen, es passiert einfach. Wenn du mit Menschen lange genug zusammenlebst, werden sie dich bloßstellen!

 

Nicht, wenn du das Guru-Spiel spielst. Dann bist du darüber erhaben und niemand wird es wagen.

 

Ja, aber Gurus wählen ihre engen Jünger sorgfältig aus und nach anderen Kriterien als ich. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Ich mag diese Frage sehr. Die Hierarchie ist interessant, aber es ist nicht so schwierig. Die Funktionsweise unseres Netzwerks ist, dass bestimmte Menschen ein gewisses Fachgebiet haben.

 

Du hast das gerade vor dem Interview sehen können, als Blake mir mit dem Technik-Zeug geholfen hat. Ich verstehe Technologie nicht. Überhaupt gar nicht. In dieser Situation verschiebt sich die Hierarchie und Blake hat das Sagen, ich bin der Schüler.

 

In meiner Gemeinschaft bin ich nur die Person, die zufällig einige Informationen über spirituelle Dinge und Schattenarbeit und so weiter hat. Das ist mein Zeug.

Aber es gibt andere Leute im Haus mit anderem Know-how, sodass die Verantwortlichkeiten und Hierarchien sich ständig verändern, je nachdem, was benötigt wird. Und das ebnet das Spielfeld schon mal recht gut.

 

Wir befähigen einander.

 

Ich will nichts über Technik lernen, ich fürchte mich davor. Also, wenn Blake sich um das Zeug kümmert, ermöglicht mir das, mich auf meine Sachen zu konzentrieren. Und ich würde meine Lehre überhaupt nicht nach Außen bekommen ohne Technologie, also sind praktisch gesehen beide gleichermaßen wichtig.

 

Ja, aber die meisten Leute betrachten wohl nicht beide Arten von Know-how als gleichwertig. Interessant, wenn das bei euch funktioniert.

 

Ein Chirurg ist nicht automatisch wichtiger als ein Mechaniker. Wenn dein Auto eine Panne hat, spielt es keine Rolle, ob du ein Chirurg bist.

 

Das bringt mich zu einem anderen Punkt, wo Weltliches und Spirituelles auch unterschiedlich bewertet werden: Viele spirituelle Konzepte sagen uns, die körperlichen und emotionalen Aspekte seien nicht wichtig, es ginge nur um reines Bewusstsein – alles andere sei Illusion. Aber mehr und mehr begreifen wir, wie sehr alle diese inneren Schichten von Bedeutung sind. Wie stehen sie miteinander in Beziehung? Wie sind sie miteinander verflochten und sind das überhaupt unterschiedliche Dinge?

 

Ich habe ein großes Problem mit der Tatsache, dass die Menschen eine so große Trennung in sich selbst schaffen. Man kann diese Ebenen bei einem physischen Menschen nicht trennen, weil sie so eng verflochten und miteinander verknüpft sind.

Aber was mich wirklich belustigt, ist, dass die Leute wirklich glauben, die Seele sei getrennt von all diesen Aspekten eines Menschen. Die Seele ist in der Tat das, was sich als diese verschiedenen Schichten ausdrückt.

 

Physische Menschen haben drei Hauptebenen oder Schichten: Einem physischen Körper, einen Emotional-Körper und einen Mental-Körper: Aber es ist die Seele, die sich als das Physikalische ausdrückt, als das Emotionale und als das Mentale. Man kann nicht die emotionale Ebene betrachten, ohne durch sie hindurch auf die Seele zu blicken. Man kann nicht den physischen Körper betrachten, ohne gleichzeitig die Seele zu sehen.

 

Ich bin vielleicht die erste spirituelle Lehrerin, die sagt: Du musst nicht versuchen, die Seelenebene zu betrachten!

Deine Seele ist in einem Zustand, in dem sie durch die Perspektive hier immer nur etwas hinzu bekommt, aber nie etwas verliert.

 

Du kannst die Seele nicht kaputtmachen.

 

Das ist eine Hoffnung für Menschen, die wirklich schlimme Leben haben: Du kannst die Seele nicht zerstören, ihr geht es gut.

 

Aber auf der geistigen, körperlichen und emotionalen Ebene – das ist, wo der Schaden ist. Darum betrachte ich die spirituelle Praxis als Arbeit mit all diesen Ebenen. Und wenn du das bewusst tust, dann kannst du – durch körperliche Yoga-Praktiken zum Beispiel – in Kontakt kommen mit der Essenz dahinter, mit der Seele, die als diese drei Schichten zum Ausdruck kommt.

 

Es ist alles so sehr miteinander verbunden,

dass wir das gar nicht begreifen können.

 

Und so werden diese Schichten nach und nach transparent und die Seele strahlt einfach durch sie hindurch?

 

Ja, das ist der beste Weg, um es zu beschreiben. Wir können uns die Seele als ein Licht vorstellen, das durch ein Fenster scheint. Und das Fenster ist mit Schmutz und Ablagerungen bedeckt. Heilung ist, wenn du mit dem Finger die Ablagerungen auf einem bestimmten Aspekt entfernst und ein wenig mehr Licht hindurch kommt.

Die Seele braucht keine Heilung, sie muss nur verwirklicht, zum Ausdruck gebracht werden. Sie muss nur hindurch scheinen können.

Heilung ist die Erfahrung, die Ablagerungen zu entfernen, welche das Licht der Seele verschleiern.

Das können Ablagerungen auf der geistigen, emotionalen oder physischen Ebene sein, wobei auch diese immer miteinander verbunden sind.

 

Es gibt heute eine Menge guter Verfahren zur Heilung und

es hängt nur davon ab, was am besten für dich funktioniert.

 

In deinem Bild bedeutet das auch, dass es nicht automatisch das Fenster reinigt, wenn man das Licht der Seele erkennt oder?

 

Genau, ja.

 

Müssten wir dann nicht sogar sagen: Wirkliche Heilung beginnt erst nach dem Aufwachen?

 

Absolut. Sobald du wirklich wach bist, ist es wie „oh, ich wünschte, ich hätte die Büchse der Pandora nicht geöffnet! Ich hätte das nicht tun sollen“.

Menschen, die erwacht sind, werden nicht sagen, dass sie es bereuen – bis sie es bereuen! Und dann bereuen sie es wieder nicht und dann bereuen sie es wieder (lacht).

Das ist, wie der Prozess des Erwachens nun mal verläuft.

 

Sobald du aufgewacht bist zu der Tatsache, dass es mehr gibt

als dieses Leben, kann man die Box nicht wieder schließen.

 

Du bist geliefert. Es spielt keine Rolle, ob du den Weg wieder verlassen willst, weil du auf dem Weg bist.

Es wird Momente geben, in denen du dich fragst „warum habe ich das getan? Warum kann ich nicht einfach schlafen? Warum kann ich nicht wie alle anderen schlafwandeln?“

Aber dann gibt es diese Momente auf der entgegengesetzten Seite, das ist pure Magie. Wo das Leben wirklich gut ist, weil du nicht mehr im Hamsterrad feststeckst. Und am Ende ist es das alles wert.

 

Und wenn das Fenster gesäubert ist, ist das Ego weg?

 

Nein, das ist es nicht. Das Ego wird dann zu einem Instrument des Bewusstseins. Es wird etwas, das du wahlweise nutzen kannst, um das Leben zu betrachten, oder aus dem du heraustreten kannst.

Du bist dann ein vollständig integrierter Mensch mit einer temporären singulären Perspektive und einer Wertschätzung für diese singuläre Perspektive.

 

Das Ego wird zu einem Werkzeug des Ausdrucks für die Seele.

 

Warum dann all die spirituellen Vorträge über die Zerstörung des Egos? Und warum gibt es so viele Lehrer, die darauf bestehen, dass sie keine Persönlichkeit mehr haben, dass da niemand mehr ist?

 

Weil wir uns gut fühlen wollen. Und es ist leicht, das Ego zu betrachten und zu sagen, es wäre der Grund, warum wir uns schlecht fühlen. Während die Realität ist, dass du dein ewiges, spirituelles Selbst, ohne das Ego nicht erfahren kannst.

 

Wir sind momentan noch nicht bereit, das Geschenk in den negativen Erfahrungen zu erkennen, die wir durchleben, weil sie sich so schlecht anfühlen und wir immer noch in einem Zustand sind, in dem wir nicht bereit sind, zu fühlen.

 

Das ist die Realität: Wir leben im emotionalen Mittelalter. Die meisten Lehrer, die jetzt inkarnieren, werden deshalb viel mehr über Emotionen sprechen als über geistige oder spirituelle Aspekte, über die seit Tausenden von Jahren gesprochen wurde.

 

Das emotionale Mittelalter hält die Menschheit

an einem Ort, wo sie nicht fühlen wollen.

 

Und wir erklären alles zu unserem Feind, was negative Emotionen mit sich bringt.

Aber sobald dieser Widerstand weg ist und wir in der Lage sind, bewusst durch diese Erfahrungen zu gehen, werden wir feststellen, dass es der Widerstand war, der den Schmerz verursacht hat.

 

Aber was ist mit all den Lehrern, die sagen, dass sie kein ein Ego mehr haben – und auch keine Person mehr erfahren? Ist es nur das Ego, das Verstecken spielt?

 

Ich denke, es ist ein wirklich niedliches Konzept, dass Menschen wirklich glauben, dass sie das tun können. Aber ich würde es als die schlauste Falle des Egos sehen: Dass man sich selbst einreden kann, dass man in der Lage wäre, keine singuläre Perspektive mehr zu erleben und sich mit nichts mehr zu identifizieren.

Das funktioniert nicht, das ist einfach eine spirituelle Vermeidungsstrategie.

 

Als allgemeine Regel gilt: Wann immer du irgendeine Form von Ablehnung oder Verweigerung irgendeines Teils des menschlichen Selbst betreibst, wird dass deinen spirituellen Fortschritt irgendwann zum Erliegen bringen.

 

Wohingegen Integration der wirkliche Fortschritt in der Spiritualität ist. Du expandierst, wann immer du etwas mehr von dir selbst umarmen kannst, statt es von dir abzuspalten.

Dis-Identifikation ist eine Methode, sich von bestimmten Aspekten der menschlichen Erfahrung abzuspalten. Wir sind jetzt aufgerufen, das genaue Gegenteil zu tun:

 

Wir suchen nach vollständiger und totaler Integration.

 

Ihr Ziel ist es, als ein atmendes, verkörpertes Einssein zu leben. Sobald wir so etwas wie das Ego integrieren, werden wir feststellen, dass seine negativen Aspekte verschwinden und es in seinen erhabenen Zustand aufsteigt.

Du wirst nie feststellen, dass du etwas auf positive Weise umarmst und dadurch negative Ergebnisse erzielst.

 

Apropos umarmen: Traditionell war Spiritualität lange Zeit sehr Anti-Welt, Anti-Beziehungen. Noch heute ist ein zentraler Punkt vieler spiritueller Konzepte, dass wir alle autark sein sollten und alle unsere Bedürfnisse aus uns selbst erfüllen sollten. Dass wir andere Menschen nicht brauchen sollten – und so weiter. Was hältst du von diesem Konzept?

 

Meine Meinung ist, dass ein Fluss sich nicht selbst trinkt. Ich glaube, wir berauben uns eines tieferen Verständnisses von Fülle, wenn wir versuchen, eine Insel für uns selbst zu sein.

Was uns so große Schwierigkeiten bereitet, dies wirklich zu verstehen, ist die Tatsache, dass die universelle Wahrheit anders ist als die relative Wahrheit hier in dieser temporären Realität.

 

Die universelle Realität ist Einheit. Die vorübergehende Realität hier unten ist aber buchstäblich nur eine Person – also eine getrennte Individualität vs. Einssein. Und jetzt versuchen wir, diese Wahrheiten irgendwie zusammenzubringen, was sich dann ungefähr so anhört:

„Du bist ein individuelles Wesen, aber du bist auch ein Mikrokosmos des universellen Seins, sodass du ein kleiner Gott in diesem Körper bist und alles, was du brauchst, in dir enthalten ist oder es in deiner Macht steht, es zu manifestieren.“

  

Und das ist irgendwie wahr, aber eben nicht durch den Ausschluss von allem anderen: Wenn Du – als das Schöpfer-Wesen, dass du bist – etwas benötigst, ist es durchaus in deiner Macht es zu manifestieren – aber durch alles andere!

Es ist bildlich gesprochen nicht so, dass du denkst „Ich brauche Wasser“ und Wasser aus dem Nichts entsteht. Was stattdessen passiert, ist, dass das Leben dich an den Fluss führt, der dir das Wasser gibt.

Was auch immer wir manifestieren, wird durch etwas oder jemand anderes kommen.

 

Auf einer höheren Ebene wiederum bist du sowohl der

Durstige als auch der Fluss und hilfst dir immer nur selbst.

 

Diese beiden Konzepte passen sehr gut zusammen, wenn wir es so verstehen:

 

Wir müssen erkennen, dass wir gleichzeitig

unendlich machtvoll und vollständig abhängig sind.

 

Und das ist eine der wichtigsten Herausforderungen der heutigen Spiritualität. Wir können endlich begreifen: Die Quelle wollte sich selbst erkennen. Aber weil die Quelle in einem Zustand der völligen Einheit existierte, konnte sie diese Einheit nur von einem Zustand der Getrenntheit aus begreifen. Grundsätzlich wird darum jedes spirituelle Gesetz, das hier in der physischen Dimension wirkt, in irgendeiner Weise den universellen spirituellen Gesetzen widersprechen. Unsere Aufgabe ist es, diese Ebenen zu verschmelzen und zu erkennen, wie diese „Widersprüche“ sich eigentlich ergänzen.

 

Es gibt ein Sprichwort, das lautet:

 

Man kann sich nie selbst in die Augen sehen

– es sei denn, durch einen Spiegel.

 

Ja!

 

Werden Beziehungen dann eine spirituelle Disziplin der Zukunft sein?

 

Ja. Die faulen Tage sind vorbei!

 

Kein Meditieren mehr oben auf dem Berg?

 

Genau, das definiert es recht gut. Jetzt besteht die Herausforderung darin, das, was du oben auf dem Berg gefunden hast in das wirkliche Leben zu übertragen und dann Spaß daran zu haben, es in nur 10 Minuten wieder vollständig zu verlieren.

 

Denn das ist, was passieren wird. Wenn du oben auf deinem Berg denkst, du wärst erleuchtet, wird dieser Eindruck nach 10 Minuten in der U-Bahn verschwunden sein.

 

Ein interessanter Aspekt von Beziehung in Bezug auf deine Arbeit ist, dass die Entstehung von Traumata fast immer andere Menschen beinhaltet. Mehr und mehr Therapeuten kommen darum zu dem Schluss, dass die Heilung von Traumata auch am besten mit Hilfe von anderen Menschen gelingt. Das sei eine spirituelle Aufgabe von einer Beziehung oder einer Gemeinschaft. Selbstheilung hat also offenbar auch ihre Grenzen.

 

Oh ja! Das knüpft an deine frühere Frage an, ob wir abhängig sind oder nicht. Es dreht sich nicht alles um dich allein! Vor allem beim Umgang mit Trauma ist das die schlimmste Mentalität, die du nur annehmen könntest. Wenn ich einen Hund ausbilde und der Hund hat Probleme mit Autos, kann ich nicht sagen, dass der Hund sich selbst heilen und alles in und aus sich selbst heraus auflösen soll, denn das würde bedeuten, dass wir kein Auto verwenden würden, um den Hund zu rehabilitieren. Das ist nicht möglich.

 

Wenn der Hund ein Problem mit Autos hat,

braucht man ein Auto, um ihn zu rehabilitieren.

 

Ebenso sind Beziehungen und Gemeinschaften bei der Heilung von den meisten Traumata absolut entscheidend. Wir brauchen andere Menschen, um wieder heil zu werden.

 

Wir kommen zum Ende des Interviews, Teal. Nur kurz: Was sind deine Pläne für die Zukunft?

 

Nun, es kommt bald ein Dokumentarfilm namens „Open Shadow“ über mein Leben heraus und meine Bücher werden gerade in verschiedene Sprachen übersetzt – auch in Deutsch. Aber all dies ist nur eine erste Phase. Mein Hauptanliegen ist es, zu helfen, ganze Systeme in unserer Gesellschaft zu verändern: die Justiz, die Medizin, die Lebensmittelindustrie. Ich habe eine wirklich große Liste von Dingen, die ich mir nach und nach vorknöpfen möchte!

 

Vielen Dank für das Interview, Teal. 

 

 

Freud & Hellinger

Wahrheitsvermeidung

 

50 Shades of Grey 

 (Teal Swan am 21.2.2015)